Erstes Treffen - "nach" dem Lockdown...

Wir freuen uns, ein erstes Treffen, nach dem Lockdown anbieten zu können - unter eingeschränkten Bedingungen. Und das bringt uns ja gleich zum Thema: "Lockdown" lässt sich übersetzen mit "Ausgangssperre". Und Beschränkungen zu geben und (hin-) zu nehmen, ist ja Bestandteil vieler sadomasochistischer Szenarien: Dom gibt Sub Regeln auf, an die er sich zu halten hat, das freie, selbstbestimmte Verhalten wird eingegrenzt unangenehmes muss durchgeführt werden...
Und wie ging es uns in den letzten vier (!) Monaten mit den Beschränkungen, die uns die Corona-Verordnung aufgab? Ganz sachlich, mit den persönlichen Erfahrungen des Lockdowns - konnte das vielleicht mancher genießen? War diese Beschränkung dann zu Real, kein Spiel mehr?

Wenn auch das Ende und der Beginn einer Session deutlich markiert werden sollte, ist dieser Beschränkung um den Corona-Virus einzudämmen, noch nicht ganz vorbei.
Für dieses Treffen gilt:

- Die Teilnahme an diesem Treffen ist auf 15 Personen begrenzt!
- Die Adressen aller Teilnehmer müssen vom Wirt festgehalten werden - nach vier Wochen vernichtet er sie. (Ohne Adressweitergabe ist leider keine Teilnahme möglich).
- Ein Abstand von 1,5m von Personen aus verschiedenen Haushalten muss eingehalten werden!
- Beim Betreten der Gaststätte muss eine Alltagsmaske getragen werden - die nur am Tisch sitzend abgelegt werden darf.
- Der Eingang wird über den Steg, neben der Treppe, in unseren Raum erfolgen, damit der Zutritt zum Biergarten abgesperrt bleiben kann.
- Sollte es weitere Einschränkungen geben, wird uns der Wirt darauf hinweisen. Und diesen Hinweisen ist folge zu leisten!

- Diesmal ist eine Anmeldung über info@sundmehr.de erforderlich! Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

Bitte beobachtet die bekannte Mailngliste sofern es kurzfristige Änderungen gibt!

Rückschau

6 Teilnehmer des Gesprächskreises SundMehr trafen sich zu einem ersten Treffen, unter den Bedingungen der langsamen Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen. Auch in diesem kleinen Kreis lohnte sich die Vorstellungsrunde, da zwei recht frische Teilnehmer, sowie ein Erstbesucher anwesend waren. Die Runde wurde mit der Frage verbunden, wie es den einzelnen während des Lockdowns ging:
Ein Teilnehmer meinte, es ginge ihm, fast wie beim letzten Treffen im Februar, wobei sich manche kritische Einstellung gegenüber der BDSM-Szene, und zu seiner eigenen BDSM-Neigung, sich verfestigt habe. Da er als Single SM eher im Rahmen von Veranstaltungen ausgelebt habe, die in dieser Zeit aber nicht möglich waren, wollte man nicht auf halb Illegale Möglichkeiten, wie die Dienst von Semi-Professionellen, zurückgreifen, sei er nun bei seinen alten Hobbies angekommen: dem Spielen von PC-Spielen und lesen von Büchern. Ihm ginge es damit auch recht gut.
Ein neuer Teilnehmer meinte, auch er habe die Zeit im Homeoffice und die damit verbundene Entschleunigung genossen. Es sei ihm gut gelungen, mit sich alleine klar zu kommen, mal ein Buch zu lesen usw... hatte er sich doch erst im Vorjahr von seiner Freundin getrennt.
Weniger gut, wenn auch nicht wegen mangelnder Arbeit, sondern wegen viel mehr Stress, sei es ihr ergangen, sagte eine Teilnehmerin, die in einem Systemrelevanten Bereich arbeitet und Mitglied des Krisenstabes ihres Arbeitgebers war. Nach der Erfahrung der Entschleunigung habe sie sich gesehnt und beinahe neidisch auf Mitbürger geschaut, die in Quarantäne, Isolation, oder zumindest nur ins Home-Office gekommen seien. Hinzu sei für sie noch die Sorge um Leben und Gesundheit der Mitarbeiter oder Klientel ihres Arbeitgebers gekommen, die ihre Verantwortung mit sich brachte.
Ein gesundheitlich angegriffener Teilnehmer, der zum zweiten Mal den Gesprächskreis besuchte, meinte bezüglich der Corona-Maßnahmen, die Vorsicht sei für ihn nichts neues gewesen. Auch zuvor sei er, aufgrund eines geschwächten Immunsystems mit Maske umhergelaufen, nun war er damit plötzlich nicht mehr der Einzige - was ihm das Gefühl gab, freier zu sein; zu dem sich freilich dennoch die ganz reale Sorge um eine Infektion gesellte. Seine Partnerin fand den Arbeitsalltag ihn ihrer handwerklichen Branche ganz normal, obwohl ein älterer Kollege an Covid 19 verstorben sei; jedoch habe er sich außerhalb des Arbeitsplatzes infiziert.
Von einer positiv veränderten beruflichen Perspektive berichtete ein anderer, der aufgrund der Pandemie-Maßnahmen eine innerbetriebliche Versetzung erfuhr, und dabei einen ganz anderen Arbeitsplatz kennenlernte, auf den er sich abschließend beworben und versetzen lies und so eine seit Jahren unglücklichen Arbeits-Situation entging. Bei der Diskussion über die Situation fand ein Teilnehmer, der sich zum Selbstschutz lieber zu Hause aufhielt, dass für seine Partnerin, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Arbeitsplatz fuhr, die Situation "draußen" sicher anstrengender gewesen sei.
Doch konnte die Situation für eigene, erotische Selbstentfaltung genutzt werden? Dies setzt ohnehin die Anwesenheit eines Partners voraus, wogegen bei Singles derzeit die einzigen Optionen das Kopfkino oder Online-Angebote sind. Wer auf Veranstaltungen oder den Besuch von SM-Studios angewiesen ist, hat kaum Aussicht auf Verwirklichung seiner Träume - zumal SM-Studios behördlich (wenn auch weg. Mangelhafter, rein gesetzlich festgelegter Definition) als "Prostitutionsstätte" angesehen werden, ohne, dass jemand genau definiert, was "Prostitution" im eigentlichen Sinne ist (und sie von Sex-Work unterscheidet). [Hier walten gesellschaftliche Klischees, die sicher an anderer Stelle im Gesprächskreis nochmals zur Sprache kommen]. Die Inanspruchnahme von Semi-Professionellen Nebenwerbs-Dominas ist für die Behörden auf jeden Fall illegal. Sobald Geld ins Spiel kommt, wäre das ansonsten auch unter Pandemie-Schutzbedingungen noch mögliche Spiel zu zweit in Privaträumen, verboten.
Bereits auf der, kurz vor dem Shut-Down durchgeführten Erotik-Messe "Obscene" in Sindelfingen , war lt. Aussage eines Teilnehmers das social distancing spürbar und hat die Atmosphäre geprägt.
Interessiert wurde die Nachfrage gestellt, ob sich denn die gesamte BDSM-Szene im Shutdown befunden habe, was bestätigt wurde. Verständlich genug, denn das Geschehen auf einer Party wäre mit Abstands- und gesteigerten Hygiene-Regeln nicht vereinbar gewesen. Selbst beim erotischen Spiel zu zweit wäre der Abstand zwischen den Besuchern tödlich für jede entspannte, ausgelassene Atmosphäre - oder diese, für die Hygieneregeln!
Die Angst wurde geäußert, dass auf diesem Wege das Corona-Virus auch die BDSM-Szene schwächt, ggfs. sterben lässt. Auch an diesem Abend stellte sich ja bereits heraus, dass die Organisation des Abends etwas aufwändiger war (mehrfach wurde mit dem Wirt Kontakt aufgenommen, ab wann der Gesprächskreis wieder möglich sei. auf die im Einladungstext erwähnten Regeln, die zu beachten sind musste hingewiesen, Adressen hinterlegt werden...). Alles Maßnahmen, die von interessierten Teilnehmern zu bewältigen sind und denen auch jeder Musik- oder Sportverein, ja sogar die Kirchen unterliegen; doch insbesondere das Hinterlassen der eigenen Adresse, kratzt sicher am Diskretionsbedürfnis mancher Teilnehmer - und gesellschaftlicher Support bekommt der Kleintierzüchterverein sicher eher, als ein privat organisierter Gesprächskreis.
Das Signal der freien Entfaltung der Teilnehmer wird geschwächt und alles etwas unbequemer. Wenn selbst für Freizeit-Termine, wie einem Schwimmbadbesuch ein Zeitfenster vereinbart werden muss, sinkt der emotionale Erholungswert sofort, weil der Kunde sich einfach unfreier fühlt.
Beachtet man zudem, dass auch für manchen Gesprächskreisteilnehmer das Berufsleben im systemrelevanten Job eher stressiger geworden sein kann, und andere zudem - wie auch zwei an diesem Abend anwesende - einer Riskio-Gruppe angehören, senkt dies zusätzlich die Bereitschaft zur Teilnahme an einem Stammtisch.
All diese für sich genommenen Kleinigkeiten, schränken die BDSM-Szene ein.
Die geltenden Verordnungen und Reglementierungen lassen sich kaum für einzelne erotisieren, zumal sie für alle gelten und eben nicht aus einem Beziehungskontext heraus geboren sind. Denkbar wäre höchstens, dass man sie übersteigert um sie in den eigenen Erotik-Film einzubauen, der dann im Kopfkino, ganz unerkannt läuft: während alle einen Mund-Nasenschutz tragen, könnte der gewiefte Fetischist in Gasmaske herumlaufen (und nicht nur Latexhandschuhe, sondern einen Ganzanzug tragen), während er sich über eine gesunkene Hemmschwelle freut: in der Außensicht wirkte es so, als überzeichne er provokativ die geltenden Verordnungen, dabei lebt er in Wirklichkeit seinen Kink endlich mal in der Öffentlichkeit aus. Real ist so ein Verhalten aber keinem der Teilnehmer bekannt.
Auch die Gelegenheit, durch mehr Zeit und weniger Störung von Besuchern in den eigenen vier Wänden ein erotisches Paradies aufzubauen, wurde kaum wahrgenommen. Die Realität der latenten Bedrückung und des Stresses stand bei vielen wohl entgegen, wie es auch bei anderen Prophezeiungen der Fall war: Wurde zu Beginn in den Medien auch ein Baby-Boom prognostiziert, der auch dem großen Stromausfall in New York im Jahre 1965 gefolgt sein soll (was sich später klar als Legende entpuppte), rechneten andere mit steigenden Scheidungsraten, weil die Partner gezwungen sind, es miteinander auszuhalten, ohne dass jemand für den Job das Haus verlässt. Könnte man meinen, die Eltern hätten endlich Zeit gehabt, sich um ihre Kinder zu kümmern - und diese bauten endlich eine viel engere, glücklichere Beziehung zu ihren Eltern auf - warnte der Kinderschutzbund bald vor unerkannter häuslicher Gewalt.
So hat jede Situation zwei Seiten und der Verdacht liegt nahe, dass für die BDSM-Szene die Risiken gegenüber den Chancen überwiegen.
Angesichts der überschaubaren Runde, war der moderierte Teil des Abends dann schnell an sein Ende gekommen, und der restliche Abend verging dann mit dem Gespräch der relativ neuen Besucher und berichten über zurückliegende Themenabende.
Wir hoffen, dass der Sommertreff im Biergarten, im Juli stattfinden kann. Nähere Informationen finden sich an diesem Ort.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 26.06.2020
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, bis zum nächsten Kreisverkehr. In diesem rechts (erste Ausfahrt) Richtung "Alte Kelter, Sportanlagen, Kleingartenanlagen" in die Kelterstraße. Dieser ca. 650 m folgen, bis zum Sportplatz.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

Kontakt: info@SundMehr.de