Ausblick zur Zukunft des Gesprächskreises

Wer die Rückschauen im Archiv studiert, kann feststellen, dass seit Corona die Teilnehmerzahl des Gesprächskreises rapide abgenommen hat. Ein Phänomen, das viele Gruppen, Vereine oder ehrenamtlichen Initiativen feststellen können. Offenbar haben sich viele an das gesellschaftliche Leben vor dem Bildschirm gewöhnt. Zuhause ist es ja auch ganz schön.
Dass es mehr gibt, im Leben, als SM ist praktisch schon Programm im Gesprächskreis, weshalb wir uns "S und Mehr" nennen. Da die Anzahl der Teilnehmer, durch den Austausch mehrerer Meinungen auch über die Qualität des Abends entscheidet, stellt sich aber an dieser Stelle schnell ein sich selbst verstärkender Effekt heraus: Vielleicht bleibt mancher fern, weil ohnehin kaum jemand da ist. So stellt sich die Frage, ob der Gesprächskreis den Aufwand für die Organisatoren noch lohnt.
Nach der letzten, über die Mailingliste etwas ausführlicher versendeten "Rückschau" gab es einige sehr wertschätzende Reaktionen. Jedoch mag es manchem von der Existenz bedrohten Bio-Laden in einer kleinen Ortschaft auch so gehen: Grundsätzlich gut, dass es so etwas gibt... hört man. Und dennoch reicht der Umsatz nicht, um das Geschäft offen zu halten. Oder sind es die Vertriebswege des Gesprächskreises? Ist SM inzwischen vielleicht zwar noch nicht ganz in der Gesellschaft angekommen, aber schon so weit, auf dem Weg zur Normalisierung, dass es unser Angebot gar nicht mehr braucht? Oder ist es die Präsenz und Werbung, in anderen Portalen und der so bequemen Anonymität des Internets - oder Social-Media Möglichkeiten, die wegen ihres schlechten Datenschutzes und dem dennoch vorhandenen Aufwand, Einladungen auf -zig Portalen zu posten, von uns nicht mit bedient werden?

Über die Zukunft des Gesprächskreises wollen wir mit euch an diesem Abend sprechen, ganz klar auch mit der Option, dass wir uns zum letzten Mal treffen - oder mit der Fragstellung, ob es noch eine letzte Frist gibt, bevor das Angebot eingestellt wird. Denn auch wir trennen uns nach über 20 Jahren nicht gerne von diesem Format.

Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

Damit wir abschätzen können, wie viel wir sind, bitten wir um Anmeldung über info@SundMehr.de .

Bitte beobachtet die bekannte Mailingliste sofern es kurzfristige Änderungen gibt!

Rückschau

Erfreuliche 14 Teilnehmer*innen trafen sich am 26.01.2024, um gemeinsam darüber zu beratschlagen, wie es mit dem Gesprächskreis weitergeht und ob sich der Aufwand überhaupt noch lohnt. Die für die letzten Monate erfreulich große Zahl an Teilnehmern war auf die Wertschätzung für das Angebot jedes Einzelnen zurückzuführen. So berichtete gleich der Erste in der Vorstellungsrunde, der Einladungstext habe ihn an eine Werbung erinnert, in der der Großvater per Post an seine Angehörigen auf seinen Tod hinweist, worauf alle nun kommen und ihn quicklebendig vorfinden. War die Ankündigung des traurigen Anlasses doch die einzige Möglichkeit, wirklich Alle um sich zu versammeln. Er sei fast schon seit Beginn dabei, meinte der Teilnehmer. Wenn heute das letzte Treffen sein sollte, so würde er auch gerne mitbekommen, wie es mit dem Gesprächskreis zu Ende geht. Auch seine Partnerin ist bereits seit über 10 Jahren dabei und schätzt den Gesprächskreis, obwohl sie Beide in den letzten Monaten oft verhindert waren und daher nicht kommen konnten. Entsprechend äußerte sich auch das folgende anwesende Paar, das ihren Erstbesuch etwa auf das Jahr 2007 datierte: Sie hätten schon sehr gute Gespräche und gute Stunden erlebt und würden es sehr bedauern, wenn der Gesprächskreis sterben würde.
Ein nächster Teilnehmer lobte gerade den persönlichen Austausch in der Gruppe, auch wenn diese klein sei. Dies gäbe dann die Möglichkeit, sich noch persönlicher kennen zu lernen, andererseits fehlte ihm dann etwas die Vielfalt der Meinungen, Erfahrungen und Ansichten. Die folgende Teilnehmerin, die zwar erst seit einem Jahr dabei ist, würde es auch sehr bedauerlich finden, wenn das Angebot sterben würde. Hatte sie zuvor doch vor allem auf digitalem Wege Austausch mit anderen Sadomasochisten gesucht und dies, nachdem sie den realen Austausch im Gesprächskreis hatte, praktisch eingestellt. Sie hätte Sorge, ein entsprechendes Angebot nicht mehr zu finden.
Auch ein Erstbesucher war da, der sich freute auf unser Angebot überhaupt gestoßen zu sein. Sein erster Stammtischbesuch (Überhaupt) war im Sommer 2022 und hatte ihn auch Mut gekostet. Bislang hatte er keine Suchmaschine bemüht, sondern nur innerhalb einschlägiger Portale Gesprächsgruppen und Angebote gesucht. Die Texte im Archiv der Homepage https://www.sundmehr.de/Archiv.htmhatten ihn sehr angesprochen, weil sich hier eine Vielfalt von Themen widerspiegelte, deren Gespräche dargestellt wurden. Ein weiterer Mitorganisator unter den Teilnehmern würde es auch bedauern, den Gesprächskreis mit "S und nicht Mehr" zu überschreiben. Er plädierte dafür, doch nochmal die Einladungs- und Werbewege zu untersuchen, weil die Kommunikation von Interessenten sich inzwischen auf Messenger-Dienste und verschiedene Social-Media Wege verlagert habe, wobei manche, die vor wenigen Jahren noch sehr hoch im Kurs lagen, inzwischen bei jüngeren Leuten als "Out" gelten. Interessanterweise scheint das oft als so wichtig hochgehaltene Bedürfnis nach Diskretion, hier zu schwinden, während es nach außen hin immer noch betont wird.
Ein weiterer Anwesender, der sich nach seinem ersten Besuch im Jahr 2016 auch zum Aktivisten im Bereich der Sexpositiv-Bewegung entwickelte und der mit Interesse die Einladungstexte und Rückschauen verfolgt, beschrieb auch als Vorzug und regelrechtes Alleinstellungsmerkmal des Gesprächskreises das moderierte Gespräch hinsichtlich eines Themas. Bei anderen Stammtischen könne es sein, dass man den ganzen Abend nicht über SM spreche, sondern von Ausflügen, Grill-Events usw. Darum fände er diese themenorientierte Form des Stammtisches sehr positiv. Der nächste Anwesende schätze den Gesprächskreis ebenfalls. Seine Herangehensweise sei aber eher die Weitergabe des Feuers, als die Anbetung der Asche. Er mutmaßte, dass die Themensetzung beim letzten Gesprächskreis im Jahr 2023 eher suboptimal gewesen sei, was sein Vorredner bestritt. Waren beim letzten, ironisch als "Bastelabend" bezeichneten Treffen im Jahr 2022 doch mehrere Teilnehmer anwesend, die sich an einen sehr kurzweiligen Abend erinnerten.
Eine weitere Mitorganisatorin, die seit 2008 den Gesprächskreis besucht, wollte diesen auch nicht gerne sausen lassen. Manche Leute kämen offenbar auch nicht wegen des Themas, wie sich manchmal in den Vorstellungsrunden herausstellte. Offenbar also eher, um andere Teilnehmer wieder zu treffen. Darum plädierte auch sie dafür, einfach die Verbreitungskanäle nochmals genauer zu betrachten. Eine weitere Anwesende beschrieb, dass sie seit 2006 den Gesprächskreis kenne und verschiedene Höhen und Tiefen miterlebt hatte. Der Tiefpunkt sei für sie eindeutig die Lockdowns während der Corona-Pandemie gewesen und die geringe Teilnehmerzahl nach diesen, was aber in vielen Vereinen und Initiativen zu sehen sei. Sie erinnerte sich auch, als Partnerin des Initiators des Gesprächskreises, an manche Abende, an denen schon die Motivation schwer war mit hinzugehen und nicht zu wissen, wer überhaupt kommt.
Abschließend gab der Initiator des Gesprächskreises sein Statement ab. Er beschrieb, welche Motivation ihn getrieben hatte, den Gesprächskreis anzubieten. Wollte er doch seine guten Erfahrungen mit Coming-Out, und der Integration seiner Neigungen, die sich bei ihm weniger aus Erfahrungen in der BDSM-Szene, sondern aus der Inanspruchnahme psychosozialer Erkenntnisse seiner Profession als Sozialpädagoge (Es ist gut, wenn Menschen authentisch sein können und zu sich stehen, wie sie sind) und seinem Glauben in Kirche und beim seinerzeit diakonischen Arbeitgeber, weitergeben. Aufklärung und Normalisierung war sein Ziel mit dem Gesprächskreis, weshalb dieser möglichst offen für Sadomasochisten sein sollte und soll, die diese Erfahrung nicht hatten und von den Erfahrungen anderer profitieren mögen. Und es ginge ihm auch um Aufklärung in der Gesellschaft, in dem im Sinne des reziproken Outings - Nicht-SMiger Experte trifft auf BDSMler, berichtet zu seinem Thema, sodass Sadomasochisten erfahren, dass sie gar nicht immer und von jedem abgelehnt und stigmatisiert werden und der Experte trifft auf BDSMler, lernt diese in ihrer Reflexionsfähigkeit kennen (was in der Vergangenheit bereits mehrfach positiven Nachhall fand). Zudem wollte er das Thema auch in den kirchlichen Bereich tragen, um dort die Tabuisierung zu beenden. Für eine gesellschaftliche Wirksamkeit brauchte man aber eine Gruppe, die es überhaupt ermögliche, Gäste einzuladen, damit von dieser Veranstaltung eine Rückschau geschrieben werden könne - die dann multipliziert wird. Dies setze einfach eine gewisse Anzahl von Teilnehmern voraus. Einen Landtagsabgeordneten oder Pfarrer kann man schlecht zu einem Treffen zu viert einladen. Ihn berührten die vielen wertschätzenden Statements der Anwesenden, weil das den Wert der Arbeit über all die Jahre widerspiegelte - und es zeichnete sich für ihn ab, dass es doch noch sinnvoll sei, den Gesprächskreis weiter aufrecht zu erhalten, so dass es nicht zu einem "S und Weniger" kommt. Allerdings sei nach Wechsel seines Arbeitgebers sein Alltag stressiger, sodass er auch kein "S und noch Mehr" leisten könnte, in dem er sich mehrere Accounts für verschiedene Portale anlegen müsste. Bei der Eröffnung des Gesprächs bot sich gleich eine Teilnehmerin an, das Schreiben der Rückschau zu übernehmen. Hier zögerte der Initiator, weil es ihm ja auch um spezifische Intentionen ging und es kam zu Hinweisen, ob es ihm schwer fiele, sein Baby loszulassen, was er einräumte. Gesprächskreis und Label SundMehr seien schließlich innerhalb der BDSM-Szene mit seinem Namen verbunden, womit sich auch die Intention verband.
Das Statement des Erstbesuchers, nach Entdeckung der archivierten Beiträge, war das Gefühl "...hätte ich das früher entdeckt, wäre ich gekommen". Dies bot Anlass, zu überlegen, wie weit die Entwicklungen in der Gesellschaft die Kommunikationswege des Gesprächskreises tangieren (was als nächstes Thema aufgegriffen wurde). Als der Gesprächskreis gegründet wurde, gab es BDSM-Szene interne Kommunikationskanäle über das BDSM-Magazin "Schlagzeilen". Neben einem inzwischen kaum noch gebräuchlichen Portal, das weitgehend als "Old-School" betrachtet wird, hat sich die Kommunikation weitestgehend zu kommerziellen Anbietern verlagert - die es damals noch nicht gab oder die wegen ihrer Kommerzialität von der BDSM-Szene gerne gemieden wurden. Eine Verlinkung daraus ist auch nur bei Anlegung eines geschäftlichen Accounts möglich, der dann kostenpflichtig ist, während es den ersten Initiatoren aus der Szene heraus eher um wirkliche Vernetzung, Information und Aufklärung unter Sadomasochisten ging, was sie oft auf ehrenamtlicher Basis leisteten - wie es der Gesprächskreis SundMehr auch macht. Die Erfahrung, dass Leute dann erst gar nicht googeln, sondern gleich in die entsprechenden Portale gehen, um sich dort umzusehen zeigt, wie sich der Umgang mit Internet-Recherche gewandelt hat. Günstig wäre es hier, zukünftig zumindest die Veranstaltungsdaten durch einen beauftragten Teilnehmer in die entsprechenden Threads der Portale weiter zu posten, der benannt wird und dann auch Rückmeldung gibt, wenn er diese Aufgabe nicht mehr übernehmen möchte. Andere Messenger-Dienste, die aktuell verwendet werden, benötigen vor allem Bildbeiträge, Fotos und kurze Texte, was bezüglich des Themas des Gesprächskreises schwierig ist.
Festzustellen ist allenfalls, dass die aktuelle One-Way-Mailingliste des Gesprächskreises über 100 Personen beinhaltete, die zum Teil offenbar (auch diese) eher langen Rückschauen zur Kenntnis nehmen. Ohne Veranstaltung gibt es aber keine Rückschau - dann reiche auch ein Blog, in dem der Initiator seine subjektiven Weisheiten verströmte, was deren Allgemeingültigkeit stark in Frage stellte. Ein Teilnehmer wandte hier ein, dass für ihn immer der Vorteil, der etwas familiäre Rahmen des Gesprächskreises war - was für ihn einen Gegensatz zur Anonymität von Internet-Portalen darstellte, weshalb er sich auch von Social-Media fernhielt. Auch der Initiator befürchtete Zerwürfnisse, bei schriftlicher Kommunikation, weshalb die Liste bewusst wie ein Newsletter als One-Way-Liste gehalten wurde. Dennoch habe sich der Umgang mit solchen Kommunikationskanälen vielleicht gewandelt, meinte eine Mitorganisatorin, die auch beim Heidelberger-Stammtisch "Schlagabtausch" https://schlagabtausch-hd.de/ aktiv ist. Auch dort kommuniziere man via WhatsApp, dies sorge für eine schnelle Verständigung. Ein anderer Mitorganisator schlug dann vor, einfach spontan eine Gruppe zu erstellen, was dann auch durchgeführt wurde. Diese ist nicht verbindlich, wer ihr fernbleiben will - wie der Initiator - bleibt ihr fern.
Wenn der Gesprächskreis nicht sichtbar ist, kommt auch niemand Neues. Zudem sei es dennoch wünschenswert, wenn die Initiatoren abschätzen könnten, wie viele kommen - Vorteil könnte auch sein, dass die Teilnehmer sich absprechen können (Wenn der kommt, komm ich auch). Der Anwesende, der den familiären Rahmen gelobt hatte, sprach sich dann dafür aus, sich wirklich auch umeinander zu kümmern, in dem man sich gegenseitig anspreche, auch wenn jemand fehle (was er tags darauf auch umsetzte). Auch die Frage der Überalterung wurde angesprochen, da sich das Durchschnittsalter der Anwesenden gesteigert hatte, trotz gezielt zu einzelnen Themen SMJG-Vertreter anzusprechen https://www.sundmehr.de/Termine/20140425.htm. Dementgegen stellte eine Anwesende die Frage in den Raum, ob es nicht auch gut sei, dass jüngere Leute ihre eigenen Nischen hätten. Oder sie wollten auch nicht mit anderen über Themen ihrer Erotik sprechen, die ihre Eltern sein könnten. Dem widersprach eine Anwesende: Wenn man an einem Thema arbeitet, spiele das Alter keine Rolle. Der persönliche, reale Austausch wurde von einigen Anwesenden als Türöffner für Szene-Unerfahrene betrachtet - die auch in den zurückliegenden Monaten immer mal wieder aufgetaucht sind. Der Abend endete dann mit dem Entschluss, dass die Verfassung dieser Rückschauen in Zukunft an die Teilnehmerin delegiert wird, die sich dazu angeboten hatte. Die Einladungsmails und Rückschauen werden mit dem Hinweis versehen, dass diese auch gerne weiterverbreitet werden dürfen (der erstbesuchende Teilnehmer erklärte sich bereit, die Einladungen dann in seinen diversen Portalen zu verbreiten). Es wird auch eine WhatsApp-Gruppe für interessierte Teilnehmer eingerichtet, die dem internen Austausch und der Information dient.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 26.01.2024
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, bis zum nächsten Kreisverkehr. In diesem rechts (erste Ausfahrt) Richtung "Alte Kelter, Sportanlagen, Kleingartenanlagen" in die Kelterstraße. Dieser ca. 650 m folgen, bis zum Sportplatz.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

Kontakt: info@SundMehr.de