Dominanz vs. Liebe

Wir haben uns bereits mit dem Thema auseinander gesetzt, wie (SM-) Sex ohne Liebe oder Beziehung zusammen gehen kann. Für manche stellt sich die Frage vielleicht aber auch andersherum. Geht SM denn mit Liebe? Wenn man alleine ist, schießen die erregenden Fantasien durch den Kopf: vielleicht vom Gequält werden oder vom quälen, vom erniedrigen oder erniedrigt werden. Vom Benutzen oder Benutzt werden, von der Manipulation oder der Macht über den anderen. Für diejenigen unter uns, die (vielleicht auch irgendwann mal) ihre Sexualität in einer Beziehung leben wollen, stellt sich doch die Frage: wie kann ich mich von jemandem unterworfen fühlen, für den ich ohnehin schon vieles, was über meine eigenen Bedürfnisse hinaus geht, tun würde? Nehme ich dem oder der anderen ihre Dominante Rolle überhaupt ab? Und kann ich mich selbst in das Gefühl der „Devotheit“ fallen lassen, wenn ich schon „aus Liebe“ dazu bereit wäre, meine eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen? Und wie kann ich mich dem Gefühl hingeben, jemanden ganz in meiner Hand zu haben, ihn zu entmenschlichen, wenn ich meine Quälerei eigentlich als Zärtlichkeit empfinde, weil ich sensibel versuche alle Reaktionen mit zu bekommen? Wie sieht der Unterschied aus, zwischen der alltäglichen Aufmerksamkeit für den anderen und der erotisch erzwungenen? Und was ist anders daran, wenn ich jemanden mit meiner Macht dazu bringe, etwas für mich zu tun, oder wenn er oder sie es aus Liebe zu mir tut? Welche Perspektiven stellen sich diejenigen dabei vor, die keine Beziehung haben, in der sie ihre Sexualität leben können? Kann ich mir vorstellen, von jemandem gequält zu werden – oder zu quälen – der mich liebt und/oder den ich liebe?

Rückschau

Trotz Schnee und Eis auf den Straßen trafen sich 8 SMerinnen am 26.01.07 zum Gesprächskreis SundMehr, um sich über Dominanz und Liebe Gedanken zu machen. Nachdem die Teilnehmenden zum Einstieg definierten, was sie jenseits aller Erotik unter Liebe und Dominanz verstehen, stellte sich heraus, dass Dominanz durchaus nicht nur negativ besetzt sein muss. Gerade Beispiele aus dem Arbeitsleben machten klar, dass mit Einfühlung verbundene Dominanz, die nicht darauf aus ist, dem anderen mehr zu zumuten, als er verkraften kann Führungsstärke kennzeichnet, die es anderen erleichtern kann, sich zu orientieren. "Liebe" ist "wenn deine Stimme in meiner Seele spazieren geht", zitierte ein Teilnehmer den Lyrischen Vergleich seiner Partnerin. Andere hielten es mit Saint Exupery, Liebe bedeute "sich jemanden vertraut zu machen", auch E. Fromms Definition trat auf den Plan: Liebe bedeutet, nach dem Wachstum und der Entfaltung des anderen zu streben. Andere Definitionen der Anwesenden beinhalteten die Sehnsucht nach Verschmelzung, die Liebe nach sich ziehe, das Gefühl von Geborgenheit usw... Negative Erfahrungen mit Dominanz, im Sinne von Manipulation, verbunden mit angeblicher Liebe wurden interessanter weise von einem Teilnehmer aus seiner Kindheit zitiert und von vielen bestätigt. "Wer Dominanz ausübt, indem er seine Macht gegenüber einem Hilflosen missbraucht, verhalte sich wie ein [XXX]!" brachte es eine Teilnehmerin auf den Punkt. Bezüglich Erotik wurde jedoch festgestellt, dass partnerschaftlich ausgeübte Dominanz geradezu abtörnend wirken könne. Das Gefühl, hilflos zu sein, gedemütigt zu werden, den Willen gebrochen zu bekommen, kann gerade bei SM stimulierend wirken. Doch hat die/der "Submissive" ja durch seine Einwilligung die Erlaubnis gegeben, dominiert zu werden - und ohne Erlaubnis - und im Alltag - wäre dies auch für die Anwesenden unterträglich, was wieder einmal das Paradox zwischen Einvernehmlichkeit und Hilflosigkeit zu Tage brachte (siehe dazu auch Thema am 30.03.) Da die Rolle des Aktiven oft auch beinhaltet, mittels Einfühlung die Grenzen des anderen auszuloten - sowie dessen Wunsch, Grenzen zu überschreiten und zu erspüren - wurde erneut die Frage tangiert, ob der Dominante letztlich nicht der Diener oder "Wunscherfüller" des anderen ist. Ob Liebe hinderlich sein kann, sich in die Rolle des Submissiven fallen zu lassen, wenn die geliebte Partnerin doch gerade als warmherzig und verständnisvoll erfahren wurde sie im Rahmen der Rolle als Rücksichtslos und Dominant zu erleben, oder den Dominanten Part daran hindern könnte, innerhalb des Spiels rücksichtslos und Eigensinnig aufzutreten, konnte auch aus Zeitgründen nicht abschließend geklärt werden. Sicher könnte mit diesen Themen auch ein ganzes Seminarwochenende gefüllt werden.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 26.01.2007
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.

Kontakt: info@SundMehr.de