Wenn Sessions kippen

< Wenn der richtige Partner gefunden ist, fällt es leicht und ist berauschend, in den Fantasien zu schwelgen. Und endlich kann so vieles umgesetzt werden. Die beziehungsstiftende Funktion der Sexualität kann voll in der Partnerschaft zur Geltung kommen, oder versüßt auch nur für einige Stunden die Spielbeziehung. Schön, wenn man sich vertrauensvoll fallen - oder gehen lassen kann. Doch auch ohne, dass versehentlich irgendein Psychotrauma berührt wird, kann es auch vorkommen, dass einer daneben tappt. Das vorhin noch als lustvoll beschriebene, fühlt sich plötzlich gar nicht mehr so toll an, endet plötzlich in Wut oder Traurigkeit oder sogar mit einer Panikattacke. Wie kann dann die Wut oder "echte" Demütigung erkannt werden, wenn beides auch zum Spiel gehören kann? Wie geht es den Beteiligten danach? Wirft der Aktive dem Passiven vor, nicht rechtzeitig das Ende signalisiert zu haben? Oder schämt sich jeder, weil die eigenen, oder die Grenzen des anderen nicht erkannt wurden? Kann denn eigentlich, der vermeintlich "passive" auch die Grenzen des Aktiven überschreiten? Wie kommt man raus, aus dieser Nummer und was tun wir, wenn Sessions "kippen". Klar, die SM-Political-Correctness gebietet "Reden", aber wie fangen wir es an? /p>

Rückschau

4 Paare mit Sadomasochistischen Neigungen trafen sich am 29.08.08 im TV-Heim in Kernen-Stetten um sich über ihre Erfahrungen damit auszutauschen, "wenn Sessions kippen". Möglicherweise war die Beschäftigung mit der Bestellung der Speisen das einfachere Thema, denn diesmal fiel der Einstieg in das Thema schwer. Nachdem jeder und jede Anwesende versorgt war, kamen doch die ersten Beispiele, von der Party, auf der ein Anwesender sich wohl doch zu weit im Gespräch mit der Dominanten Dame aus dem Fenster gelehnt hatte, um dann auf der Tanzfläche unversehens von ihr niedergestreckt und mit brutalen Hieben traktiert zu werden. Oder aus der Zweierbeziehung, von der Situation, in der sich eine schon seit Tagen sehnlichst auf die Session freut, dann zu einem Platz für's Outdoorspiel geführt wird, der aus unerfindlichem Grund für sie unerträglich ist, sodass sie die Situation abbrechen muss - was zum Glück mit einem Versöhnlichen Spaziergang endete, bei dem ihr "Herr" transparent machte, was er in liebevoller Bosheit im Schilde geführt hatte; und das Unerklärliche erklärt bekam: dass dieser Platz für die erotische Hilflosigkeit einfach nie und nimmer geht, weil er zu unheimlich ist. Auch Beispiele von wechselnder Tagesform, die innerhalb ein und des selben Spiels dazu führt, dass ein und derselbe (Schmerz-) Reiz einmal Lustvoll empfunden und wenig später als abtörnend schmerzhaft empfunden wird. Unerfüllte Wünsche eines fordernd-devoten haben ebenso zum Absturz einer Session in tobsüchtiger Form geführt - der der "Aktiven" das fürchten lehrte - wie die Erfahrung beim Switchen in einer Beziehung, dass das Umsetzen der eigenen Wünsche bei der anderen, auf Sub-Seite, nicht den erwünschten Erfolg, des Fliegens, sondern Ekelgefühle, und solche, der Trennung, Einsamkeit und Distanz zur Folge hatten. Oft schienen die Berichte als Gemeinsamkeit, dass Wünsche geäußert wurden, die weit heftiger waren als die Realität, oder das Sub von unten toppte. Relevant schien der Aspekt, dass der "oben" spielt, sein Gegenüber gut kennen sollte, seine eigenen Sensoren auf höchste Empfindlichkeit gestellt haben sollte, wenn er sich weit in die Welt der Lustvollen Unterwerfung vorwagt. So blieb es tatsächlich an dem Abend bei der Erkenntnis, dass dann eben nur "reden" hilft, verbunden mit der Erfahrung, dass es "beim SM" keine Rache, im Falle des Switchens geben dürfe. Dass auch der Devote bei der Dominanten die Situation zum kippen bringen kann, wenn die Alltagsrealität sie vom Thron schubst (weil Groll aufsteigt, dass die eigene Unterwerfung nicht so, wie erträumt zelebriert wurde) und dazu führt, dass die / der HerrIn sich plötzlich in seiner Person als unzulänglich fühlt, abgestürzt aus dem Himmel, wo er / sie angebetet wurde, kam an diesem Abend nicht ins Gespräch. Wohl aber die Erfahrung, dass es eine tief enttäuschende Erfahrung bei der liebend grausamen ist, wenn ihr Versuch ihr wehrloses Opfer lustvoll fliegen zu lassen, scheitert. Wobei eben nur reden hilft, und: "vertrauen" - und zum Glück, kann der oder die ganz sensible manche Session wieder abfangen.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 29.08.2008
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.

Kontakt: info@SundMehr.de