Wie real hätte ich es denn gerne? Geht 24 /7 überhaupt?

Eine der vielen schönen Seiten smiger Vorlieben ist sicher die große Spannbreite an Möglichkeiten erotische Lust zu entfachen. Nicht nur, dass oft die Lust da erst richtig los geht, wo sie bei anderen Mitmenschen gerade aufhört - oft wird sie auch durch Gesten, Gegenstände und Situationen transportiert, die für andere vollkommen unerotisch wären, mit Sexualität gar nichts zu tun hätten. Welch fantastische Möglichkeit, den ganzen Alltag und das ganze Leben zu erotisieren. Wie naheliegend ist auf diesen Hintergrund nicht die Sehnsucht nach einer 24/7 SM-Beziehungen. Doch wie real hätte ich das denn wirklich gerne? Woran liegt es dass die einen SMer eine realistische Umsetzung solcher Phantasien ins Reich der Legende - oder des Psychiatrischen Behandlungsbedarfs - verweisen, andere aber dennoch die Möglichkeit suchen, sich diesem Traum anzunähern? Sehen viele die Aspekte einer bürgerlichen Existenz in unserer Gesellschaft nicht, die die Möglichkeiten 24/7 SM zu leben von vorneherein eingrenzen, oder können diese mit einkalkuliert werden? Oder fühlt sich so eine Beziehung nur in der Phantasie schön an und will das in Wirklichkeit dann doch kein Mensch?

Rückschau

14 Besucher des Gesprächskreises SundMehr trafen sich am 27.03.09 um sich über 24/7 Beziehungen und die Frage, wie real man es bei einer Session denn gerne haben will zu unterhalten. Passenderweise ergab sich noch vor Beginn ein lockeres Gespräch über Burn-Out; geht es hier auch darum, das richtige Maß zu finden, bei Leuten für die der Job alles ist. (wird ggfs. als Thema weiter verfolgt, bzgl. Welchen Stellenwert SM im Leben der Einzelner hat). Als gleich zu Anfang in Verbindung mit der Vorstellungsrunde, die TeilnehmerInnen gebeten wurden, zu ergänzen ob sie selbst entsprechende Sehnsüchte kennen oder wie sie dazu stehen, stellte sich heraus, dass das Gros der Anwesenden entsprechende Sehnsüchte kannte. Jedoch glaubten die Wenigsten, dass dies lebbar ist, selbst im Falle eines Lottogewinns lehnte ein (dominanter) Anwesender den Versuch, 24/7 zu leben ab, weil das viel zu anstrengend sei. Ein leben lang Sklavin sein, konnte auch seine Partnerin sich nicht vorstellen. Tendenziell hängt die ganze Frage daher ab, wie man 24/7 definiert, schien der Tenor zu sein. Obgleich manche weit weniger SM in ihrem Leben und ihrer Beziehung vorfanden, angesichts Alltäglicher Anforderungen z.B. aus selbständiger beruflicher Tätigkeit, fand eine Besucherin das ganze dann potentiell doch möglich, selbst bei einer Fernbeziehung, wenn eher Dominanz und Submission (DS) die Grundlage darstellt und weniger Sadomasochismus (SM) oder gar Bondage (BD). Nicht erörtert werden konnte an dem Abend, wie es aussieht, wenn in der Fantasie eines Partners eben doch SM der bestimmendere Grundton ist, auf dessen Grundlage er dann eher gefügig, "submissiv" / "devot" "gemacht" werden möchte. Das ganze sei ohnehin eher eine DS-Sache ergänzte ein anderer. Es wurde an Aussagen vom letzten Treffen zum Thema "Strafe" erinnert: Schwierig, wenn einer aus der Rolle tanzt - für beide Seiten ein potentieller Absturz. SMige Sessions können bzgl. 24/7 eher kleine Blitzlichter sein, wobei die Grenzen eben ausgehandelt werden müssen, wo kein Dom herum komme. Der Respekt vor der anderen Person stehe bei ihm über SM, betonte ein Anwesender. Letztlich müsse die oder der Dominante Part in der Beziehung auch erkennen, was dem Sub zuzumuten ist, ihn genau kennen und beobachten, um zu bemerken, wann eine SMige Aktion nicht angeraten oder gerade wichtig ist. Also, die absolute Verfügbarkeit ein weit entferntes Gedankenspiel und alles andere Verhandlungssache - wodurch sich die 24/7- von der 0/8/15 Beziehung mal wieder gar nicht unterscheidet und SMer sich wieder beziehungstechnisch im erotischen Normalbereich befinden - auch wenn es oft anders aussieht oder sich anfühlt. Der Moderator zitierte noch einen Satz, aus einem Lehrbuch der Psychiatrie (K. Dörner, U. Plog. "Irren ist menschlich" Bonn, 1986; Kap. "Der sich und Andere versuchende Mensch"), der ihm beim Gedanken an 24/7 immer durch den Kopf geht: "Viele Möglichkeiten, Träume und Wünsche werden schal, wenn wir sie in unsere Wirklichkeit einverleiben. Nur dadurch, dass wir sie jenseits unserer Grenzen halten, und die Spannung zwischen ihnen und uns akzeptieren und nutzen, können wir unsere Wirklichkeit in ihre Richtung ausweiten."

Veranstaltungsdaten:

Datum: 27.03.2009
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.

Kontakt: info@SundMehr.de