Gewissen

Es mag Menschen geben, die ganz gut ohne eine innere Instanz leben, die ihnen hilft, ihr Handeln zu beurteilen. Für die meisten Menschen ist jedoch das Vorhandenseins eines Gewissens gute Gewohnheit. Manchem SMler stand dieses auch bei der Akzeptanz seiner Vorlieben im Wege und er musste mit Mühe Wege suchen, es zu überwinden. Doch auch demjenigen, der seine abweichende Sexualität ganz gut in sein Leben integriert hat, begegnen vielleicht Situationen, in denen ihm sein Gewissen den einen oder anderen Wunsch verbietet. Handelt es sich dabei immer nur um heimliche Sehnsüchte, die lieber nicht umgesetzt werden sollten? Spielt der Glaube eine Rolle? Oder gibt es auch Leute, die ihr Gewissen dadurch versuchen zu bekämpfen, in dem sie es ignorieren und kann Sex dann noch Spaß machen? Wie halten wie es mit dem Ansatz, dass dem Gewissen auf alle Fälle gefolgt werden sollte? Wir wollen Fragen sammeln, über die wir dann beim Besuch eines Pfarrers im Juni, und einer Psychologin im August ins Gespräch kommen können.

Rückschau

Das Thema "Gewissen" stand im Mittelpunkt des Gesprächskreises SundMehr, zu dem sich am 29.05.09 14 Frauen und Männer mit SM-Neigungen zusammen gefunden hatten. Weil sich inzwischen ein relativ konstanter Teilnehmerkreis herausgebildet hat, konnte auf die Vorstellungsrunde verzichtet und gleich zum Thema übergegangen werden. Zur Einleitung wurde auf knappe Wikipedia-Recherchen verwiesen, denen zufolge Martin Luther den Begriff "conscentia" (der seinerseits von einem griechischen Begriff übertragen worden war) mit "Gewissen" übersetzte, was neutraler eher mit "Mitwissen" (einer höhreren, normgebenden Instanz) zu übersetzen gewesen wäre. Weil auch gemeinhin die Norm gilt, dass man seinem Gewissen folgen soll (weil man in seinem Handeln sich nur dann gut fühlt), wurden die Anwesenden in einer ersten Runde befragt, ob sie Erfahrungen mit "Gewissensnöten" haben, im Zusammenhang mit ihrer Vorliebe für SM. Einem Großteil waren solche Gewissensnöte inzwischen fremd, viele kannten diese jedoch aus einer Zeit, in der sie ihre Neigung nicht akzeptieren konnten. Auch ein Teilnehmer war dabei, der sich jetzt noch nicht immer sicher ist, inwiefern es sich bezüglich siner SM-Sehnsüchte um Zwangsgedanken handelt, bzw. ob diese immer als Zeichen "psychischer Gesundheit" betrachtet werden können. Deutlich überwog aber die Haltung "wenn ich SM auslebe, geht es mir gut, was auch für mein Umfeld gut ist". Die Wirkung auf das Umfeld spielte jedoch bei einer zweiten Runde eine Rolle, bei der die Anwesenden gefragt wurden, ob sie Situationen kennen, in denen sie erotische Wünsche oder Vorstellungen aufgrund ihres Gewissens nicht realisieren wollen. Einige kannten dies aus Situationen in denen sie sich nicht sicher waren, ob eine Situation noch einvernehmlich ist, oder die eine Wirkung auf dritte haben könnte. Das Gewissen wurde hier eher positiv auch als Schutzfunktion erlebt. Es trat auch die Frage auf, ob das Gewissen denn "schlecht" sein könne oder prinzipiell "gut" ist. Aus der Erfahrung einer Teilnehmerin, dass sie Gewissen eher im Nachhinein als "schlechtes" Gewissen erlebe, was bzgl. SM aber praktisch nie vorkäme weil sie überhaupt den Eindruck habe, sie müsse ihre Wünsche ja erst kennen, um derentwegen ein schlechtes Gewissen zu haben, entwickelte sich (bei ihrem Partner) der Gedanke, ob es in einer Beziehung (in der die meisten Anwesenden leben) nicht eine Art natürlicher Filterfunktion gibt, die unbewusst solche Wünsche aussondert, die für die Beziehung oder den anderen schädlich sein könnten. Ein anderer berichtete von seiner Erfahrung, dass er, sofern er ein schlechtes Gewissen, wg. einer fehlgelaufenen Session haben würde, nichts erneutes bzgl. SM machten könne - das Schlechte Gewissen müsse erst beseitigt sein (über Entschuldigung, Aufarbeitung usw.). Provokativ konnte daraus dann auch abgeleitet werden, ob Liebe und Beziehung ein Hindernis sein können, um SM auszuleben. Eine andere Teilnehmerin filterte im Gespräch auch die Theologische Aussage heraus, dass es ja gut wäre, wenn Gott von meinem Tun (und wünschen) weiß und wohlwollend mit dabei ist. Zweifel, dass Gott Tun und Wünschen befürwortet können umgekehrt natürlich zu einem schlechten Gewissen führen. Bei Anwesenden, die das schlechte Gewissen aufgrund ihrer Neigung aus früheren Zeiten kannten, ergab sich, dass dieses durch Aufklärung beseitigt werden konnte, bzw. durch die Erkenntnis, dass es auch noch andere gibt, die so empfinden (was wohl insbesondere bei "gläubigen" SMern eine große Rolle zu spielen schien, die Entlastung darin fanden, dass sie im www auf den AK "SM und Christsein" aufmerksam wurden.) Im Anschluss an das Gespräch, an dem sich praktisch jeder Anwesende beteiligte, wurden Fragen gesammelt über die bei den Gesprächskreisterminen im Juni zunächst mit einem Pfarrer, im August dann mit einer psychologischen Psychotherapeutin ins Gespräch gekommen werden soll:

FRAGEN:

An den Pfarrer:
- Ist theologisch zwischen "Scham", "Schuldgefühl" und "Gewissen" zu unterscheiden?
- Kann ich davon ausgehen, dass Gott mein Tun und Wünschen wohlwollend betrachtet?
- Ist Gewissen ein Theologischer Begriff, oder entstand er erst nach der Aufklärung?
- Fördert Religion / Glaube nicht erst die Entstehung eines Gewissens.
- Kann eine ganze Institution ("Kirche") ein "Gewissen" haben?

An die Psychotherapeutin:
- Ist Psychologisch zwischen "Scham", "Schuldgefühl" und "Gewissen" zu unterscheiden?
- Wie bildet sich das Gewissen?
- Gibt es Situationen, in denen ein Mensch (z.B. der an der "Gesundheit" seiner SM-Neigung zweifelt) über sein Gewissen "springen" sollte?
- Wird das Gewissen von der Umwelt geprägt oder entwickelt es sich als "Über-Ich" wie von selbst?
- Ist das "Gewissen" eine anerzogene Meinung, die in gewissem Umfang im Erwachsenenalter überwunden werden sollte?
Es besteht das Angebot, die Gelegenheit des Besuches unserer Gäste im Juni und August zu nutzen, um auch andere Fragen (jenseits des Themas "Gewissen") an die betreffenden zu stellen. Damit diese sich vorab darauf vorbereiten können, wäre es gut, diese per Email an mich zu senden. (Die jeweiligen "Fragesteller" sollten dann natürlich auch erscheinen!)

Veranstaltungsdaten:

Datum: 29.05.2009
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.

Kontakt: info@SundMehr.de