Wie stressig ist es Dom zu sein?

Man muss nicht mal Submissiv sein - es reicht schon, eine gewisse Außensicht bei der Betrachtung der Begriffe "Dominanz" und "Unterwerfung" - um sich die Frage zu stellen: wie stressig es schon sein kann, Dom(inant) zu sein? Wer sich unterwirft, verzichtet auf alle seine Bedürfnisse (zumindest weitestgehend), erst Recht, wenn er oder sie es freiwillig tut, und könnte, ja müsste eigentlich, so dem Dominanten ein paradiesisches Leben bescheren. Wer dominant ist, muss schon durch die Bedeutung der beiden Begriffe in keinster Weise auf die Bedürfnisse des anderen Rücksicht nehmen und muss sich nur um sich selbst kümmern - oder dafür sorgen, dass der Sklave ihn darin untersützt. Was sollte, was kann daran also stressig sein? Und schon gar, wenn die oder der Andere sich freiwillig unterwirft - ist es dann von diesem nicht verlogen, wenn durch die Hintertür dann doch eigene Bedürfnisse eingebracht werden - ein schnöder Versuch des "topping from the bottom"? Was kann an DS eigentlich schwierig sein, wenn diese Spielart des SM auf so eine einfache Formel zu bringen ist? Darüber wollen wir uns am Freitag unterhalten - und sehen, ob es hier vielleicht um die Abgrenzung zu SM geht oder um die Unmöglichkeit, 24/7 (DS) zu leben. und vielleicht gibt es ja auch Hinweise, wie dies doch gelingen kann.

Rückschau

19 Teilnehmerinnen - sowie einer / eine SMlerIn die oder der mal sie oder er ist - trafen sich am 29.01.10 im Gesprächskreis SundMehr, um sich Gedanken darüber zu machen, wie stressig es sein kann "Dom" zu sein. Gemeint war hierbei nicht der als Wortneuschöpfung der Teilnehmer so definierte SMige Fremdstress, bei dem man den Stress nicht bei der eigenen Sub sucht, sondern mit einer anderen "spielt". Wichtig schien auch die Unterscheidung zwischen DS und SM: während letzteres in einer abgegrenzten Session stattfindet, in dem der Top vielleicht schwitzend seinem Tun frönt und dabei in (positivem, antreibenden) Eustress geraten kann, sind 24/7 Sehnsüchte weit verbreitet und beinhalten in der Regel stets einen großen Teil des Spieles mit Dominanz und Submission (DS). DS wird auf diesem Hintergrund als rein psychische Angelegenheit verstanden, die ohne sadistische oder masochistische Komponenten auskommt - wobei auch das Zufügen von Stress in dem die / der Submissive auf eigene Bedürfnisse verzichten soll, als sadistisch betrachtet werden kann. Ebenso kann Demütigung oder Schikane zum Stress führen. TPE (Total Power Exchange)-lebende Teilnehmerin sprach dagegen davon, dass es für ihren Herrn durchaus stressig sein könne, da er zu 100% die Verantwortung übernimmt, die sie abgegeben hat. "Sich als "Herr" zu verhalten, entspricht einer Umstrukturierung der eigenen Person", meinte ein anderer Teilnehmer mit noch frischen Erfahrungen auf der DSigen Top-Seite, weil dies gegen anerzogene, "gute" oder angepasste Verhaltensweisen verstoßen könnte. Aus einer klar umgrenzten SM-Session könne sie hinterher raus, meinte eine andere Teilnehmerin, während sie bei DS weiter in ihrer ständigen Präsenz gefordert ist - was sie als stressig erlebe, wenn gleichzeitig auch der Alltag mit seinen Verpflichtungen sein Recht fordert (und nicht nur der untergebene Sub). Im Laufe des Gesprächs wurde die Frage gestellt, wie denn bei TPE der Sub seine Bedürfnisse artikulieren könne. Bis zu einem gewissen grad schien hier auch Provokation eine Rolle zu spielen, wobei es auch einen Punkt gibt, an dem die selbst gewählte Sklavin merkt, ob sie diese unterlässt, weil der Herr z.B. durch sein berufliches Gefordertsein, selbst einfach "alle" ist - und diesen dann liebevoll fragt, ob sie ihm etwas Gutes tun kann, um dann motivierende Lust aus ihrer DS-Neigung zu ziehen, die SM-Bedürfnisse inzwischen übersteigt. Nicht für alle Anwesenden wäre diese Lebensform erstrebenswert, denn SM sei für sie ein Teil ihrer Persönlichkeit, formulierte eine Teilnehmerin, während es für sie Stress bedeuten würde, die ganze Zeit SMig zu denken, zu fühlen usw. wie sie es sich bei DS vorstellen würde. Auch ein anderer Teilnehmer stellte in seiner Beziehung fest, dass der "DS-Faktor" abnehmend sei, zugunsten SM. Er habe seine Partnerin "am Boden liegend", hörig, kennen gelernt. So jemand zu unterwerfen oder DSig zu bevormunden, fände er billig und dumm. Letztlich ginge es ihm in der Beziehung darum, zu tun, was die Beziehung, die Partnerin stärkt - was von Person zu Person jedoch unterschiedlich sein kann. Nicht bei jedem SMler liegt in der Palette der Bedürfnisse die Spielart DS oben auf; Manchem Schmeckt SM am besten als Klos in der DS-Soße - was vielleicht auch die vielen kursierenden 24/7 Sehnsüchte belegen. Letztlich geht es also bei DS um die Frage, was den anderen "Stark" macht und motiviert, Nachteile im Alltagsleben in Kauf zu nehmen, wenn eigene Bedürfnisse zurückgesteckt werden müssen. Bei TPE geht es jedenfalls nicht um Total Power Lost, sondern - Exchange. Die Verantwortung, die ein Partner abgibt, muss der andere tragen, was klar zu Stress führen kann, wenn es nicht mit Lust geschieht. Dennoch scheint dies Voraussetzung dafür zu sein, dass 24/7 funktioniert. SM, geht auch ohne Liebe, meinte der inzwischen aufgetauchte Herr der anwesenden TPE-Sklavin, während DS nur mit Liebe geht, denn dazu gehört Hingabe - auf beiden Seiten. Trotz hierarchischem Erscheinungsbild im Alltag, wird so auf der Metaebene also dennoch starke, partnerschaftliche Harmonie angestrebt, bei dem der andere annehmen soll, was die oder der eine abgibt. Wobei bislang noch kein Meister oder Sklave vom Himmel gefallen ist. Fehler, Missverständnisse und Abstürze können sind auch beim Ausl(i)eben dieser Spielarten drin. Die Erfahrung aus dem Bekanntenkreis anderer TPElerinnen stellte sich der Sklavin so dar, dass die meisten anderen TPElerinnen darum durchaus auch starke Persönlichkeiten sind.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 29.01.2010
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort: TV-Heim, Am Sportplatz 4, 71394 Kernen-Stetten
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Erste Ausfahrt (Weinstadt/Endersbach) auf der B29 nach dem Teiler B14/B29 in Richtung Schorndorf, bzw. vorletzte vor der Zusammenführung B14/B29 in Richtung Stuttgart. Dann weiter Richtung Stetten / Esslingen halten.

Anfahrt von Esslingen:
Über Wäldenbronn Richtung Kernen-Stetten. Den Wegweisern „Diakonie Stetten“ und Sportplatz folgen. Haupteingang Diakonie und TV-Heim sind nicht weit voneinander entfernt. Parkplätze gibt es auch genug.

Kontakt: info@SundMehr.de