Outing im Arbeitsleben? - Gespräch mit einem Betriebsrat

Outing am Arbeitsplatz – gewollt und kalkulierbar oder aber ungewollt und gar unbemerkt vom Betroffenen.
Plötzlich wird durch einen „dummen Zufall“ unsere Neigung bekannt. Es hat uns z. B. ein Kollege beim Verlassen einer SM-Party in entsprechendem Outfit gesehen und „verpetzt“. Wie gehen wir mit „Zwangsouting“ um?
Die rechtliche Seite ist das eine. Wir haben das Antidiskriminierungsgesetz. Aber wie sieht die Praxis aus. Hier sind wir schnell beim Thema „Mobbing“. Der Umgang damit in den einzelnen Firmen ist sicher sehr unterschiedlich. Betriebsgröße, Branche, Stellung des Betroffenen, seine Betriebszugehörigkeit etc. sind hier mitunter von großer Bedeutung. Zu diesem Themenkomplex haben wir Herrn D. Pfeifer, Betriebsrat eines großen mittelständischen Unternehmens, zu Gast, der sich nicht nur im Arbeitsrecht gut auskennt, sondern auch das komplexe Miteinander bzw. „Ohneeinander“ in Betrieben aus der Praxis kennt.
Wir freuen uns auf ein interessantes Gespräch.

Rückschau

Am 26.10.2012 trafen sich 16 Teilnehmer beim Gesprächskreis SundMehr. Zum Thema Outing am Arbeitsplatz war der stellv. Betriebsratsvorsitzenden eines renommierten mittelständischen Unternehmens zu Gast. Nach einer Vorstellungsrunde, erklärte der Betriebsrat kurz, daß nach dem AGG (Allgemeine Gleichstellungsgesetz) niemand wegen seiner sexuellen Identität benachteiligt werden darf. Mit sexueller Identität sei gemeint: Homosexualität, Heterosexualität, Bisexualität und Transsexualität. Da BDSM eine sexuelle Neigung ist, sei es nicht eindeutig, ob dieses Gesetz hier tatsächlich greift. Dennoch wird in aller Regel kein Personalchef eine Abmahnung oder gar Kündigung mit sexuellen Vorlieben begründen.
Einige Teilnehmer berichteten von ihren Erfahrungen zum Thema Outing. So wurden von unerwarteten Zusammentreffen mit Kollegen berichtet, z.B. am Rande des Torture Ships oder auf der BoundCon. Direkte und offene Reaktionen auf die Kollegen wurden positiv geschildert.
Innerhalb der Szene wird das Märchen von der übergroßen Mobbinggefahr gerne gepflegt und somit Selbststigmatisierung und Gesellschaftsängste geschürt, meinte der diesmal als Teilnehmer anwesende Joe Wagner und las als Kostprobe ein Zitat aus C. Brandhursts "ultimativem BDSM-Einsteigerbuch" KINKY SEX - Die etwas härtere Nummer (Heyne, 2011), wo dieser ausgerechnet Joe zitierte, dessen positive Haltung zum Coming-Out jedoch ignorierte - und entsprechen gute Erfahrungen damit ins Gegenteil verkehrt indem er vor Abmahnung, Kündigung und einem Ruinierten Ruf warnt, wo Kollegen einem das Leben zur Hölle machen und vor allem im dörflichen Umfeld Leute mit Fingern auf einen zeigen... Allessamt Erfahrungen, die er nicht teilen kann - und die auch von der Offenheit des mit SM unvertrauten Betriebsrates unterstrichen werden; obwohl die Firma, in welcher dieser tätig ist, weder eine soziale noch christliche Zielsetzung hat, sondern einen durchschnittlichem mittelständischen Industriebetrieb repräsentiert.
Dass man aber durchaus in die Bredouille kommen kann, erzählte eine Teilnehmerin, wie jemand versuchte, sie zu erpressen, mit der Androhung entsprechende Fotos in die Firma zu schicken.
Ein anderer Teilnehmer fragte sich, ob er wohl noch als Klassenlehrer eingesetzt werden würde im Falle eines Outings.
Tatsächlich lassen sich berufliche Nachteile nicht ausschließen. Da wird man vielleicht kein/e Teamleiter/in, Filialleiter/in etc. Das berufliche Weiterkommen kann holprig werden, ohne dass „offiziell“ BDSM Neigung eine Rolle spielt. Ebenso müssen wir mit hinter dem Rücken kichernde Kollegen/Kolleginnen rechnen. Hier hängt viel von unserem selbstbewussten und offenen Umgang mit unserer Neigung ab.
Die Diskussion zeigte auch, wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit ist, um eine gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 26.10.2012
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, das Gasthaus befindet sich an der linken Straßenseite

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

Kontakt: info@SundMehr.de