Viele von uns leben eine Form des D/S, in der ein gewisses Machtgefälle notwendig ist. Dieses wird dann oft auch als „ganz real“ empfunden, weil „mein Dom/meine Dommse einfach diese Ausstrahlung hat“. Gibt es sowas eigentlich? Ist es nicht viel mehr eine Inszenierung, bei der alle Beteiligten mitspielen?
Was steckt hinter der so oft beschworenen „natürlichen Dominanz“ einer Person? Ensteht diese Dominanz nicht erst deshalb, weil der submissive/devote Partner dies zulässt?
Wie empfinden wir das persönlich?
Über diese und sicher noch viele weitere Fragen, wollen wir uns beim nächsten Treffen unterhalten.
Eingangs stellte ein Teilnehmer eine These von Alfred Adler vor, nach der jeder Mensch eigentlich Macht will (siehe dazu auch Nitzsche, Wille zur Macht; Anm. von mir). Andererseits kam auch deutlich zum Ausdruck, dass das Machtabgeben auch vielen sehr gefällt.
Zwei Teilnehmer berichteten von einem SMigen Event, welches nach dem Vorbild eines Gerichts aufgebaut war. Rollenspielartig wurden hier verschiedene Positionen wie Richter, Staatsanwalt, Büttel, etc. besetzt. Ein Teilnehmer - im Rollenspiel der Richter - erzählte von der Macht, die er in diesem Augenblick spürte und auch hatte. Hier war wohl Macht nicht inszeniert, sondern real spürbar. Auch ich kann dies nachvollziehen: Obwohl ich ein bekennender Sadist bin, kann ich der Situation durchaus etwas abgewinnen, dass durch mein Urteil jemand anderes entsprechend "behandelt" wird.
Weiter wurde dann diskutiert, das Macht ein Instrument ist, etwas zu erreichen. Im (SM-)Spiel ist diese Macht dann auch schwer/nur teilweise umkehrbar. Insbesondere im Hinblick auf 24/7-Beziehungen wurde die Frage der "Machtbalance" besprochen. In vielen Beziehungen stellt sich so etwas Ähnliches manchmal ein.
Relativ schnell wurde der Zusammenhang von Macht und Verantwortung aufs Tapet gebracht. "Wenn man diese Macht, die man dann hat, als Dienstleistungsauftrag sieht, kann nichts schiefgehen" so meinte sinngemäß ein Teilnehmer, der sich als dominanter Sadist eigentlich auch (oder hauptsächlich?) als Dienstleister sieht.
Eher gegen Ende wurden noch Begrifflichkeiten wie Dominanz und Souveränität angesprochen. Klar kam zum Ausdruck, dass Dominanz eine gewisse Souveränität voraussetzt. Und diese Dominanz wird von vielen Passiven dann auch als Zeichen für das Abgeben von Macht und Verantwortung wahrgenommen. Wobei dies sehr im Auge des Betrachter liegt.
Einigkeit herrschte zum Schluss darin, dass Macht nicht inszeniert werden kann. Eine Analogie zu Joe Wagners Begrifflichkeit der "inszenierten Gewalt" (als Beschreibung eines SM-Spiels, etc.) ist hier wohl nicht brauchbar. Macht ist da, kann abgegeben werden, kann ausgeübt werden, jedoch schwerlich inszeniert werden.
Datum: | 30.11.2012 |
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Uhrzeit | 20:00 Uhr |
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