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Bei Sadomasochismus findet erotische Begegnung in einer Art statt, die für Nicht-Sadomasochisten mit Nähe und Erotik kaum etwas zu tun hat. Erotisch sein kann auch, aber muss nicht, das spielerische Raufen, oder Play-Fighting. Manche bezeichnen es auch als "Rauf-Romantik", unter dem Titel "Ultimate Surrender" ist es sogar auf einem amerikanischen Fetisch und BDSM-Portal zu finden, teils auch in Verbindung mit Schlamm-Catchen von Frauen oder Wrestling, bei dem schon die Outfits Anklänge an den Fetischbereich erahnen lassen.
Raufen dient schon bei Kindern dem Muskelaufbau, der Kondition und dem Frustabbau. Erwachsene können noch den Erotikfaktor hinzufügen. Wie bei Zärtlichkeiten kommen spontane Berührungen zustande, deren Emotionen mit Kraft und Anstrengung gepaart sind und voller Überraschungen stecken. Nur die Rahmenbedingungen, die von den Partnern selbst vereinbart werden, stehen anschließend fest, wie bei einer SM-Session - beim Raufen scheint jedoch offener, was passiert: dauernd wechselt das Rollenspiel von dominant zu devot.
Ist das körperliche überwinden und überwunden werden nicht die reinste Form ein Machtgefälle zu erleben, statt sich selbst zu unterwerfen?
Ein Gesprächskreisteilnehmer hat Kontakt zu einer entsprechenden Gruppe in der Region, wird von seinen Erfahrungen berichten und mit uns darüber ins Gespräch kommen.
Ist Play-Fight, so ganz ohne BD, DS und SM etwas ganz anderes, oder unseren Neigungen hinzu zu rechnen? Haben andere auch bereits Erfahrung mit erotischen Kämpfen? Wie finden wir die Vorstellung, eines erotischen Kampfes?
Angelehnt an einen Text von Martin
Um über romanisches Raufen sich auszutauschen und informieren zu lassen, trafen sich 17 Teilnehmer des Gesprächskreises SundMehr am letzten Freitag im April.
Zwei neue Teilnehmer waren Anlass, den Abend mit der beliebten Vorstellungsrunde zu beginnen, die mit der Frage verbunden wurde, wer Geschwister habe und mit dem Begriff des romantischen Raufens etwas anfangen könne.
Es folgten Einblicke in die Kinderzeiten, mit Erinnerungen an das Raufen mit der Schwester, das auch zum Kitzeltoben mutierte. Je nach Position in der Geschwisterreihenfolge und körperlichem Vermögen gab es Teilnehmer, die als Kind das Raufen lieber anderen überlassen hatten und sich aufs Zuschauen beschränkten. Eine Besucherin beschrieb, dass sich ihre Schlagabtausche mit dem Bruder eher auf das Verbale beschränkten - auch wurden ganz "Rauf-Freie Geschwisterkonstellationen" erwähnt. Ein Teilnehmer berichtete gar, selbst eher phlegmatisch veranlagt gewesen zu sein, sodass seine Geschwister sich eher mit ihm raufende Späße leisteten. Vom "Toben" war die Rede, sowie von Streitereien, die beim Raufen mit Nähe verbunden wurden, die harmonisierend wirkte. Mit etwas Abstand betrachtete ein neuer Besucher die Berichte und beschrieb sein Interesse am Abend eher auf die Aspekte "Kunst und SM", sowie "Sport und SM". Andere berichteten, sich mit ihrem Geschwister wie "Hund &Katz" verhalten zu haben, was sich hier und da auch im Bubeln oder der Kissenschlacht wiederfand. Von reiner Wut, fernab von schönen, romantischen Gefühlen, die er beim Streit mit seiner älteren Schwester empfunden hatte, berichtete ein Teilnehmer. Schöne Gefühle seien eher im Sportunterricht auf dem Weichboden entstanden, wobei die schlabberige Sporthose dann vor allem für Jungs hinderlich war, sich auf diese schönen Gefühlswelten weiter einzulassen. Der Begriff des "Catchens" fiel, bei der Erinnerung an Auseinandersetzungen von vier Geschwistern, was für die Teilnehmerin auch mit etwas kaum greifbar Lustvollem verbunden wurde. Ähnlich sah es ein anderer Anwesender, der sich dabei auch an Szenen vom "Schlammcatchen" unter Frauen, die er irgendwann im Fernsehen aufgeschnappt hatte, erinnerte; jedoch höchstens ungewiss an besondere Gefühle dabei. Vom Toben mit dem Vater (das später mit eigenen Kindern weitergeführt wurden) oder Bubeleien "auf der Gaß" unter Spielkameraden wurde berichte, bei denen manche Szene wie aus dem Asterix-Heft nachgestellt wurde: ein Berg rangelnder Kinder, bei dem es irgendjemandem gelingt, von ganz unten heraus zu krabbeln.
"Warum raufen sich Kinder?" begann dann der Teilnehmer, der das Thema eingebracht hatte, den Abend anzumoderieren. Oft handle es sich um ein geschwisterliches Kräftemessen, bezüglich der Aspekte Kraft, Ausdauer und Koordination, die dabei gleichzeitig trainiert würden. Nicht zuletzt handle es sich auch um einen seelischen Ausgleich.
Bei der Zärtlichkeit im Bett käme es eher zu sehr bewussten Berührungen. Eher selten lande man beim Partner plötzlich und spontan an der Wade oder an sonst einem Körperteil.
Auch könnten beim Raufen Forderungen eingebettet werden, die den "Gewinn" kennzeichnen: Wer unterliegt muss sich nonstop küssen lassen - oder küssen, eine Woche lang die Spülmaschine ausräumen oder mit in den ungeliebten Frauen-Film ins Kino gehen.
Dabei sei stets zu beachten, dass Raufen im Extremfall auch sehr gefährlich sein könne, gerade wie eine SM-Session.
Vom Besuch einer "Rauf-Gruppe" berichtete er, bei der jeder Teilnehmer zunächst per Unterschrift bestätigen muss, dass er auf eigene Verantwortung handelt. Dennoch seien die Umstehenden auch ein großer Schutz, denn sie stellten Mitbeobachter dar, die sicherstellten, dass ein "Nein" auch akzeptiert würde. Am Ende könne alles passieren, was für die Beteiligten o.k. ist.
Als die vielen Inputs mit der Frage an die Runde unterbrochen wurden, was für Einzelne von dem genannten ansprechend sei, wurden die Beobachtung geschildert, dass auch Jugendliche im Freibad sich oft sehr frei bewegen: alles scheint erlaubt (solange der Bademeister nicht eingreift). Jeder schmeißt jeden spontan ins Wasser, berührt die anderen zum Teil unter Wasser auch spontan - eine Parallele zum Raufen.
Für Switcher kann spannend sein, wer die Rauferei gewinnt und damit seine Position beim SMigen Spiel fortführt oder bestimmen darf. Dagegen bei klarer Festlegung auf dominante oder submissive Positionen kann fraglich sein: will zum Beispiel der Sub gewinnen? Wäre es eine Demütigung für ihn, wenn der Dom ihn gewinnen lässt? Dagegen: als Mann sich wirklich von einer Frau überwinden zu lassen, kann für einen devoten Sadomasochisten einen besonderen Reiz darstellen - wird dadurch doch das SM-Paradoxon der gewollten Willen- oder Hilflosigkeit aufgehoben. Das faszinierende sei doch, wenn beide Gewinnen, weil einer unterliegt. Doch scheint dies durch ein künstlich - zum Beispiel mittels Fesslung - herbeigeführtes Handicap kaum zu erreichen sein.
Gerade einer der neuen Teilnehmer stellte etwas dozierend die Frage, ob man im Westen der Bundesrepublik nicht doch vor allem als Mann, per Konditionierung, alle animalischen Kampf- und Überlebenstriebe abtrainiert bekommen habe, zwecks Sozialisation in ein angepasstes Leben.
Beim Aspekt abgesprochener Rollen, wurde die Frage aus der Runde nach Parallelen zum Wrestling gestellt. Faszinierend sei doch auch hier, bezüglich des Outfits der Auftretenden, die Parallelen zum Fetisch-Bereich, mit Masken, Harnessen, Leder und Nieten. Hier handle es sich, was der erwähnte neue Teilnehmer aufklären konnte, doch durchaus nur um eine Choreografie, die vorher abgesprochen sei - und die durchaus zwar Können, Geschick und Kondition erfordere, jedoch keinen Wettkampf darstelle.
Bei der weiteren Diskussion tat sich die Frage auf, wer die Gelegenheit für ein entsprechendes Setting habe, benötige man für das Ringen auf einer Matte doch mehr Platz als ein gewöhnliches Wohn- oder Schlafzimmer biete. Zudem fehle im privaten Rahmen ja die Aufsicht dritter, die in der erwähnten Raufgruppe einen gewissen Schutz böten. Damit es richtig zur Sache gehen könne, sei die Anwesenheit eines unbeteiligten Dritten schon angeraten.
Aus dem Gesprächsverlauf erwuchs dann die Frage, ob es sich um eine eigentliche erotische Neigung handle, oder eher um eine Darstellung aus dem Erotik- oder Porno-Bereich, zumal diverse Filme zum Teil auch bezüglich des erotischen Ringens so gestellt wirkten, wie mancher Wrestling-Schaukampf und auf amerikanischen und internationalen Fetisch- oder Pornoportalen zu finden ist.
Als Vorspiel zu einer SM-Session fanden einige erotisch-romantisches Raufen als Mittel, das auch auf einer grünen Wiese - wie auch im Freibad - geeignet.
Auffällig ist, dass entsprechende Umgangsweisen ja auch am Anfang von Beziehungen, eine größere Rolle spielten, wie an den erwähnten Schwimmbadszenen zu sehen ist, um sich besser kennen zu lernen und sich unvermittelt und ohne Worte flirtend, anzunähern. Oft nehmen diese dann später ab. Prinzipiell fanden es die Anwesenden aber denkbar, dass über diesen nonverbalen Körperkontakt auch Schwung in Beziehungen zu bringen ist - womit es so genau die Funktion wieder erlangt, die Raufen, "Bubeln" oder balgen schon bei Kindern - oder in der Beziehung von Erwachsenen zu diesen - hat.
In kleinen Schritten oder Teilaspekten, kann auf diese Weise erotisches Raufen und romantisches Bubeln, doch auch in erwachsene, teils langjährige Beziehungen eingeflochten werden.
Datum: | 26.04.2019 |
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Uhrzeit | 20:00 Uhr |
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Anfahrt über B 14/B29: Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS |
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