Umgang mit dem Paradox

Wer beim SMigem Tun die dominante Seite bevorzugt, verbittet sich in den Profilen, einschlägiger Portale, gerne die Kontaktaufnahme durch Wunschzettelsubs. Die Gefahr, durch das Eingehen auf die Wünsche des Unterworfenen zu dessen Dienstleister zu werden, stört das Selbstbild, des legitimen Machtgefälles zwischen aktivem und passivem Part - auf beiden Seiten. Denn viele der Leute, die so gerne im erotischen Spiel unterworfen, hilflos und hörig gemacht werden wollen, träumen dabei von einer sehr speziellen Art, auf die dies geschehen soll. Nicht wenige haben dabei ganze Drehbücher im Kopf. Im Grunde genommen ist jede sadomasochistische Selbstinszenierung er- und ausgelebter, aber einvernehmlicher Gewalt ein einziges, großes Paradox.
Dabei ist es im Bereich der Paarberatung eine Binsenweisheit, dass frustrierte Wünsche auf Dauer zu Konflikten in Beziehungen führen, an denen diese auch zerbrechen können. Wünsche zu äußern und auszuhandeln ist nicht nur legitim, sondern auch notwendig. Schließlich kann niemand die Gedanken seines Gegenübers lesen.
Wie entkommen wir also dem Dilemma, zu sagen was wir wollen oder uns daran zu orientieren, was für den anderen am schönsten ist, andererseits aber nicht zum Wunschzettelsub oder -dom zu werden und sich nur noch als Dienstleister des anderen zu fühlen?

Sollten erfreulicherweise mehr als 10 Personen kommen, wechseln wir vom kostenfreien Nebenraum in der Gastwirtschaft, in den etwas größeren (mit Zugang über den Hintereingang) legen dann aber die Raummiete gemeinsam zusammen (pro Nase, ca. 4,50,- Euro)

Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

Damit wir abschätzen können, wie viel wir sind, bitten wir um Anmeldung über info@SundMehr.de .

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Rückschau

Acht am Gesprächskreis teilnehmende trafen sich am letzten Freitag im Oktober 2022, um sich darüber auszutauschen, wie sie mit dem Paradox im sadomasochistischen Spiel umgehen - bei dem eine an sadomasochistischer Erotikinteressierte Person der anderen erlaubt oder sich von ihr wünscht, alles mit ihr zu machen, was diese will und damit vorgibt, unterworfen werden zu wollen, während sie dennoch sehr konkrete Vorstellungen davon hat, wie dies auszusehen hat. Die Wünsche der einen, grenzen das Wollen der anderen ein, während vordergründig gerade dies, durch die Abgabe von Selbstbestimmung und Macht über die eigene Person aufgehoben werden soll.
Die Vorstellungsrunde wurde dann mit der Frage verbunden, ob die einzelnen Personen diesem Paradox bereits begegnet sind. Gleich der erste Teilnehmer stellte die Frage, ob es sich überhaupt um ein Paradox handle und ließ damit unklar, ob er diesem bereits begegnet ist. Der nächste stellte dagegen fest, dass er kommuniziere, dass das Gegenüber mit ihm machen solle, was es will, während oft ankomme: "Mach mit mir, was ich will..."
Von entsprechend widersprüchlichen Selbsterfahrungen berichtete auch der nächste Teilnehmer, der einerseits erlebt hatte, dass es bei einer privaten Session zu viel war, was da mit ihm getan wurde - während er andererseits bei einem Besuch in einem Studio einen umfangreichen Fragebogen vorgelegt bekam, um anzukreuzen, was er denn genau wünsche - was ihm auch komisch vorgekommen war. Auch der nächste Teilnehmer stellte fest, dass er den Spagat zwischen den Wünschen des Gegenübers und dem Genuß der Anwendung der ihm übertragenen Macht kannte. Ein zum ersten Mal anwesender Besucher, ohne praktische Erfahrungen, brachte die Fragestellung mit einem Witz in Verbindung, bei dem ein Masochist einen Sadisten bat: "Quäle mich" und der Sadist mit lustvollem, eiskalten Lächeln "Nein!" anwortete - was wieder der Masochist mit einem "Danke!" quittierte.
Der nächsten Anwesenden war diese Spannung auch bekannt, jedoch war sie überzeugt, dass es sich nicht um ein Paradox handle, weil etwas viel Tieferes hinter all dem stünde. Die zuletzt hinzugestoßene Teilnehmerin gab ebenfalls an, das Paradox zu kennen. Zuletzt bestätigte der moderierende Teilnehmer, eine Anfangs erwähnte Erfahrung der Kommunikation, allerdings mit umgekehrter Gewichtung: er erlebte, dass er selbst (wie auch andere) oft kommunizierten: "Mach mit mir, was du möchtest", während gemeint war: "Aber wie ich es mir vorstelle...".
Beim Start in das offene Gespräch wurde dann die Frage gestellt, was denn nun das Paradox eigentlich sei. Entspricht die Aussage "Mach mit mir, was du willst..." wirklich dem Inhalt, dass der Betreffende nicht will, dass seine Wünsche nicht erfüllt werden, sofern es der aktive nicht will? Zitiert wurde damit ein weiterer Bilderwitz, bei dem eine Submissive bat "Fessle mich und mach dann was du willst" - dann das Bild mit der betreffenden in Bondage mit dem Kommentar "Okay..." und auf dem nächsten, der aktive, offenbar allein, mit dem Motorrad bei einer Cross-Tour. Hier fehlte die direkte Interaktion, zwischen den Beiden, was die Frage aufkommen ließ, ob es allein um die Harmonie im Spiel ginge, oder auch um die, im "Davor" und "Danach". Dass dies auch in Domminanz-Submission-Szenarien relevant sein könnte, brachte das Beispiel, dass die Aussage "Du darfst bestimmen und ich mache dann alles, was du willst" die Antwort der Aktiven zur Folge haben könnte: "Dann pack die Koffer, wir gehen auf Weltreise..."
Beide Beispiele machten klar, dass definiert sein muss, um was es genau geht [Nachträgliche Anm.: da SM auch prinzipiell unerotisch erscheinende Situationen erotisieren kann, stellt sich hier eine große Herausforderung]. Auch in qualitativer Hinsicht (Fesseln und Schläge mit der Gerte sind o.K. aber kein Spiel mit Körperflüssigkeiten) ist das Gespräch über Grenzen wichtig. Dabei kann es aber sein, dass Grenzen in quantitativer Hinsicht ("Ich halte nur 20 Schläge aus.") vom aktiven erweitert werden können, wenn sie nicht grundsätzlich ausgeschlossen wurden. Wenig zur Sprache kam, wie es mit dem Gespräch über Wünsche aussieht.
Im Laufe des Abends wurde darauf hingewiesen, dass in Beziehungen, in denen es nicht ausschließlich um SM geht ein höheres Interesse gibt, das trägt. Wird in einer langjährigen Beziehung die SMige Inszenierung als besondere Auszeit vom Beziehungsalltag erlebt, stellt sich die Frage, was hierbei den eigentlichen Kick ausmacht: die Wunscherfüllung, oder die Grenzerweiterung. Kommt es zum reinen Abarbeiten eines Rezepts oder Szenarios durch den dominanten Beziehungspart - wird dies fast gezwungenermaßen wenig authentisch geschehen. Dennoch können sich viele Leute nur dann in einer Session fallen lassen, wenn ihre Wünsche erfüllt werden - was dann, je nach Tagesform, zur Grenzerweiterung führen kann. Wichtig ist hier, diese Tagesform und aktuelle Stimmung zu beachten: Manchmal will auch der Aktive keine Grenzerweiterung bei seinem Gegenüber. Zudem bestimmt auch das Setting, ob die Stimmung steigt und eine Grenzerweiterung zulässt. Beispielsweise kann eine BDSMige Party-Location, mit den richtigen Leuten, dies begünstigen.
Im Grunde geht es gar nicht um den Gegensatz, zwischen der Erfüllung der Wünsche des Passiven oder des authentischen Durchziehens der Wünsche der Aktiven, sondern um eine gemeinsam lustvoll erlebte Situation, stellte eine Teilnehmerin fest. Eine gute Kommunikation reduziert dabei das Risiko für Enttäuschungen beider. Auch wenn der Sub vordergründig formuliert, dass er sich nach seiner Unterwerfung durch Demütigung und Entmenschlichung sehnt, will er dass der Aktive sich auf der Meta-Ebene an seinem grundsätzlichen Wohlergehen orientiert. [Anmerkung beim Erstellen der Rückschau: Sofern die Orientierung am Wohl des anderen beide Beteiligte betrifft, kontrastiert dies mit der erwünschten Abgabe der Verantwortung des Passiven und gesteigerten Macht des Aktiven. Genau dies könnte die Frage nach dem Umgang mit dem Paradox aufwerfen - wie kann sich Sub auch am Wohlergehen des Aktiven orientieren, wenn er seiner Rolle entsprechend doch passiv und hilflos ist? Oder darf er in Wirklichkeit gar nicht so passiv sein, wie es die Rollenaufteilung verlockend einfach erwarten lässt?]
In einer idealen Session kann dann Demütigung und Unterwerfung auch zum Stolz des Sub führen - auch in dem er innerhalb der Rolle gelobt wird, dass er den Aktiven stolz mache, weil er bereit ist, für ihn so viel zu leiden. Hält er nicht aus, was er aushalten soll, kann auch dies innerhalb einer Inszenierung abgefangen werden - in dem zugsichert wird, dass dies nochmal geübt wird. So könnte es gelingen, dass das Gefühl "versagt" oder den Mund zu voll genommen zu haben, bei keinem der Beteiligten aufkommt. Ob dies richtig ankommt, hängt vor allem von der Authentizität des Aktiven ab. Ein Teilnehmer sprach hier jedoch auch eine Situation an, an der ein Kommentar der Aktiven die Inszenierung zum Einsturz brachte, in dem die Meta-Ebene mit in das Spiel geholt wurde, durch den Satz: "Du magst das ja so...". Damit wurde schlagartig klar, dass es nicht um die Dominanz ging, sondern um das Erfüllen seines Wunsches, was ihn aus der Rolle warf und die Verärgerung darüber dazu führte, dass auch sie "vom Thron geschubst wurde". Wut und Traurigkeit war dann für beide die Folge.
Kommt es also doch viel mehr auf das Verhalten des Aktiven an, als des Passiven - ist er doch Dienstleister? Und muss der aktive Part nicht doch Zugeständnisse machen, wenn er sich weniger an seinen Wünschen, als an denen des passiven Parts orientiert? Viele Diskussionen innerhalb der BDSM-Szene nehmen vor allem die Sichtweise der Passiven ein.
Ein Teilnehmer brachte hier die Hypothese ins Spiel, dass es in der BDSM-Szene kaum wirkliche Sadisten gibt, denn paradox wäre es ja, wenn ein solcher sich jemanden sucht, der noch Lust daraus zieht, gequält zu werden. Dies würde dem Interesse eines wirklichen Sadisten entgegen stehen [siehe o.g. Witz]. Schwierig würde es vor allem dann, wenn bei einer entsprechenden Kombination der passive Part nicht wahrnimmt, dass dem Gegenüber sein Ergehen gleichgültig ist - oder er dies bewusst in Kauf nimmt, um an einen besonderen Kick zu kommen. Im Grunde genommen, entsteht hier schnell ganz reale Gefahr für Leib und Leben. Eine Situation, in der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für den Passiven die Situation jeden erotischen Reiz verliert.
Dagegen ginge es beim erotischen, sadomasochistischen Spiel immer um das wertschätzende Interesse am Anderen.
Eine darüber hinaus gehende Richtschnur, wie mit diesem Paradox umzugehen ist, entstand an diesem Abend nicht.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 28.10.2022
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, bis zum nächsten Kreisverkehr. In diesem rechts (erste Ausfahrt) Richtung "Alte Kelter, Sportanlagen, Kleingartenanlagen" in die Kelterstraße. Dieser ca. 650 m folgen, bis zum Sportplatz.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

Kontakt: info@SundMehr.de