"Wann ist ein Sub ein Sub?"

Nachdem beim letzten Gesprächskreis die Frage gestellt wurde, wann ein Dom ein Dom ist, wollen wir die Seite (der Gerte) wechseln.
Geht es uns, wenn wir den Begriff "Sub" benutzen, nur um den Bereich DS? Und falls ja: was gehört dazu? Oder verwenden wir den Begriff gemischt und synonym, wie auch den des "Sklaven", "Passiven", "Bottom" und welche Begriffe sonst noch im Bereich des SM für den oder diejenige verwendet werden, die oder der sich unterwerfen (lassen) will, um die Macht des Gegenübers zu erleben, die diesem zugestanden wird. Wird auch Machtlosigkeit des Gegenübers zugestanden? Und welche Aspekte halten wir dabei für allgemeingültig und welche im Bereich der eigenen Vorliebe angesiedelt? Darf Sub auch mal Stark sein, oder verlässt es dann die Rolle? Dürfen Wünsche angemeldet werden, oder passt das dann so gar nicht? Wieviel Team ist im Play?
Im Bewusstsein, dass es uns kaum möglich sein wird, diese Frage abschließend und eindeutig zu beantworten, soll doch jeder für sich selbst Anstöße für seine eigene Definition erhalten.

Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

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Rückschau

10 Gesprächskreisteilnehmerinnen und -teilnehmer trafen sich am vorletzten Freitag im Mai, um sich darüber auszutauschen, wann Sub ein oder eine Sub ist. Bei der Vorstellungsrunde stellte ein Anwesender fest, dass er sich darüber noch keine Gedanken gemacht hat, da ihm der Begriff zu klischeehaft sei. Die Nächste war irritiert, warum in der Anmoderation und im Einladungstext nur die männliche Form verwendet worden war. Der folgende Teilnehmer, der sich bezüglich BDSM als switchend empfunden hatte und sich jetzt eher der aktiven Seite zugehörig fühlt, meinte, er käme in den Sub-Modus, wenn er selbst nicht mehr dominieren könne. Sein Nebensitzer machte es ebenfalls von der Situation abhängig, in der er selbst entscheide, welcher Seite er sich zuordnete. Es handle sich um die "Kunst der Fügung", die es in der Situation brauche, bevor klar ist, ob er sich auf die Rolle des Submissiven einlassen kann.
Ein Beispiel, wie Ansprüche von außen zur Anerkennung der Rolle als Sub führten, beschrieb der folgende, der auf einer Party erlebt hatte, wie eine dominante Frau ihn und einen weiteren Gast mittels Rohrstock bespielte. Als er kommentierte, dass ihm die Schläge zu stark waren, hatte er die Antwort bekommen, dass er eben kein "richtiger Sub" sei, weil man das mit ihm nicht so machen könnte (wie es wohl nach der für die Dame geltenden Norm richtig ist).
Der neben ihm sitzende Teilnehmer meinte, dass der Begriff "Sub" für ihn nichts weiter aussage, als dass jemand im erotischen Spiel eher die devote Seite bevorzuge. Seine Partnerin bestätigte, dass Sub einem inneren Gefühl in der Situation zuzuordnen sei. Es gäbe auch dominante Leute, deren Dominanz bei ihr nicht ankomme.
Die folgende Teilnehmerin weigerte sich, zu definieren, was "ein richtiger Sub" sei. Auch ihre Nebensitzerin ärgerte sich über diese Einordnungen. Sie findet Schubladendenken wenig erstrebenswert, denn Sub sei man nur, wenn man das, was in der Situation passiert auch genießen könne. Wenn Sub die Situation selbst anstrebt, kann die Situation schön sein. Darum bliebe der Antrieb im Sub - alles andere sei für sie Missbrauch.
Im letzten Statement wurde festgestellt, dass ein Sub jemand sei, der sich gerne als Objekt behandeln ließe und aus dem Erleben der Macht seines Gegenübers Lust ziehen kann, wobei klar sei, dass dies von der Situation und dem Gegenüber abhänge.
Da ja zu Beginn schon Verwunderung geäußert wurde, dass die männliche Form verwendet worden war, wurde ein Aspekt des letzten Abends in der nun beginnenden Diskussionsrunde aufgegriffen, mit der Frage, ob weibliche Subs pflegeintensiver seien, als männliche. Auffällig war hierbei, dass in der Vorstellungsrunde feststehende Definitionen, wie Sub zu sein habe, eher abgelehnt worden waren. Sub zu sein, sei eine innere Entscheidung, meinte eine Anwesende, in der jeweiligen Situation. Ihr ginge es so, dass sie sehen will, wie dominant jemand sein könne, dann könne sie sich fallen lassen. Sie fühle sich als Sub, wenn das Gegenüber den richtigen Trigger anspreche; wenn nicht, würde sie schwierig in einer Session.
Da die Eigenschaft ein Mann zu sein nicht gewährleistet, den richtigen Trigger zu finden, war also fraglich, ob manche Männer schlechte Doms seien. Worum geht es, beim Sub sein? Um den Spaß am Kleinsein, am Dienen... wie könnte der richtige Trigger zu finden sein?
Einzelne Anwesende, die submissive Seite bevorzugende Männer, konnten sich dem anschließen, weshalb es fraglich war, warum submissive Männer dennoch als pflegeleicht betrachtet werden.
Die These stand im Raum, dass es im Kern eher darum ginge, wie man mit seiner Sexualität umginge. Angesichts des empfundenen Mangels an eher dominanten Frauen, könnten männliche Subs dazu neigen, zu nehmen, was sie kriegen können - ohne auf ihre Bedürfnisse differenziert hinzuweisen. Ein männlicher, die submissive Seite bevorzugender Anwesender bekannte sich dazu, auch schwierig werden zu können, und bekannte auch gerne ein Krawall-Sub zu sein, wenn der richtige Trigger nicht gefunden wurde. Letztlich ging es ihm darum, dass er erleben wolle, dass seine Partnerin bei dem, was sie mit ihm mache, selbst Lust empfinde. Er wolle ihren Willen spüren, und damit ihre Macht. Im Grunde betrachte er das als seinen Fetisch. Jemand vermutete scherzhaft, er solle sich wohl, angesichts der angeblich dem Weiblichen zugeschriebenen Anteile, als Trans-Sub bezeichnen.
Bestätigt wurde von einer Anwesenden, aus ihrer eigenen Erfahrung des Switchens, die Beobachtung eines Submissiven auf Partys: Frauen seien hier oft respektloser im Umgang mit Subs. Sei er doch von zwei dominanten Frauen einmal einfach angesprochen worden mit: "Hol mir ein Getränk". Er sei zwar in der Erotik devot, darum aber nicht "der Depp" der für andere alles mache. Auch eine gewisse Rücksichtlosigkeit innerhalb einer Session wurde geschildert. Sind Männer eventuell doch nicht ganz so anspruchslos und pflegeleicht, wie man es ihnen zuschreibt? Oft ließen devote Männer mit sich machen, was die Frauen wollen, nur um ihre Sexualität ausleben zu können, wurde vermutet. Eine Anwesende, die selbst in der aktiven Rolle diese Erfahrung gemacht hatte, bedauerte dies im Nachhinein, denn dann fände ja keine Begegnung statt - obwohl sie fand, dass sie in diesen Situationen für sich genug Befriedigung geholt hatte. Möglicherweise war dies ja für ihre Spielpartner dennoch auch so, wurde als Entlastung zurückgegeben; trotz fehlender Nähe.
Kein Beteiligter könne die Verantwortung für die Situation ganz dem anderen überlassen, stellte eine andere Teilnehmerin fest.
Wenn aber die Akteure von ihrer Perspektive in reziproker Weise die größtmögliche Machtausübung, bei größtmöglicher Nähe erleben wollen, wie kann die erreicht werden? Die Voraussetzung sei hier auf aktiver Seite, ein gewisser "dienender" Anteil, meinte die Teilnehmerin ergänzend. Es ginge um ein Miteinander-Schwingen. Es handle sich um ein Nehmen und Geben und nicht um ein Nehmen und Gehen, ergänzte ein anderer.
"Wenn der Sklave nicht reagiert, merke ich: da stimmt etwas nicht.", fand eine weitere Frau. Es ginge um das Erspüren, was Sub wolle. Allerdings gäbe es Subs, die kein Safeword wollten, berichteten andere und verwiesen auf einen aktuell abwesenden Teilnehmer, der sich immer wieder in diese Richtung geäußert hatte. Und überhaupt: Darf Sub Wünsche äußern? Und wer bestimmt das Spiel wirklich?
In einer anonymen Spielbeziehung sei die Gefahr höher, dass der Aktive über die Wünsche des Subs hinweggeht. Dies kann zu größtmöglicher Machtausübung führen, verhindere aber größtmögliche Nähe. Erneut kam die Frage auf, ob männliche Subs anders "ticken". Ein auf aktiver Seite spielender Anwesender schilderte seine Erfahrung, dass diese "auf einen Knopf drücken und Sub sind. Weibliche brauchen ein eher differenzierteres Setting." Im Gespräch wurde darauf hingewiesen, dass dies keiner der bisher erwähnten Vermutungen widerspreche und es einfach auch männliche Subs gibt, die ein differenzierteres Setting bevorzugen. Es wurde versucht, herauszukristallisieren, ob sich diese Beobachtung allein auf Spielsituationen bezog, bei denen nicht mit der Lebenspartnerin gespielt wurde, was sich zu bestätigen schien. In diesen Situationen handle es sich immer wieder um einen Lernprozess der Akteure, die sich zuerst aufeinander einstellen müssten, gegenseitig Sub und Dom zu sein. Dabei müssten immer wieder Teile des eigenen Kopfkinos über Bord geworfen werden.
Brauchen Frauen also etwas anderes oder handelte es sich hier um eine Frage, wie Rollenerwartungen Männern und Frauen anerzogen werden? Wird Frauen ein differenzierteres Setting zugestanden, während Männer auf Teile ihres Kopfkinos verzichten müssen? Erneut wurde von einer Anwesenden bestätigt, dass dominante Führung von Frauen oft rücksichtloser wirke, als die von Männern, weshalb es bei diesen eine größere Risikoerfahrung gäbe. Andererseits verlaufe die Erregungskurve bei Männern einfach anders, stimmte eine Teilnehmerin zu. Es sei auch unterschiedlich, wie Frauen und Männer mit "Macht" umgehen.
Eine Teilnehmerin vermutete an dieser Stelle, dass die Diskussion der Anwesenden auf Grund des eigenen Lebensalters, in der Art und Weise, wie sie geführt würde, vielleicht sehr alt sei. Jüngere Leute würden diese Diskussion vermutlich heutzutage gar nicht mehr so führen. Es wurde auf eine Vorabend-Talkrunde der 3sat-Sendung "Scobel" über Transgender verwiesen ( https://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel-transgender--leben-im-falschen-koerper-100.html ), bei der erläutert wurde, dass bezüglich klinischer Erfahrung zu unterscheiden sei, ob sich jemand bezüglich seiner sexuellen Identität im falschen Körper fühle oder sich zwischen den Rollenzuschreibungen zerrissen fühlt, weil die Person ihr Verhaltens nicht den binären Klischees zwischen männlich und weiblich unterordnen will. Von Teilnehmern die Bedürfnisse und Verhaltensweisen stark zwischen Männern und Frauen unterschieden hatten, wurde die Relevanz dieses Aspektes bestritten - der Dissenz blieb bei den Anwesenden bestehen.
Eine andere Teilnehmerin äußerte ihr Unbehagen darüber, das Diskussionen, die in solcher Art geführt würden, dazu führen könnten, dass männliche Subs, die ihre Bedürfnisse differenziert formulieren können und ein entsprechendes Setting bevorzugen, das Gefühl bekommen können keine richtigen Subs zu sein.
Vielleicht zeigen die Beobachtungen auch, dass es eine Frage der Auswahl ist, zu welchen Events der jeweilige männliche Sub eben gerne geht.
Erneut wurde an dieser Stelle die Frage gestellt, wie man es begünstigen könne, dass größtmögliche Machtausübung zu größtmöglicher Nähe führt. Ein Teilnehmer stellte gleich fest, dass dies schon mal nicht ginge, wenn einer der beteiligten nur einen der beiden Aspekte wolle. Erneut kam es auch zu den wenig aussagekräftigen Sätzen, dies hänge von der Situation ab - es passiere eben und manchmal auch nicht. Darum wurde die Frage präzisiert, wie viel Teamplay notwendig sei.
Das Bild vom Tanz wurde eingebracht: Wenn beide führen wollten, funktioniere ein Tango nicht. Zudem gäbe es auch beim Tanz die Komponente von Wissen und Erfahrung - es ginge um das miteinander Üben und Lernen. Man müsse die Schritte kennen, sonst ginge es nicht.
Ein Rezept gäbe es nicht, meinte eine Teilnehmerin. Eine gute Basis sei, wenn der aktive bereit sei, mit dem Gegenüber zu spielen, ihn lesen, erkennen zu lernen. Wer nur für sich, aber mit dem anderen spielt, wird dies nicht schaffen. Der Punkt, größtmöglicher Nähe sei erreicht, meinte einer der anwesenden, aktiven Männer, wenn das Gegenüber an den Punkt gebracht wird, dass es kurz davor ist, sich ganz aufzugeben.
Teamplay komme auf, wurde abschließend festgestellt, wenn beide Beteiligte mitwirken und Sub seine Wünsche äußern dürfe, auch ohne die Garantie, dass diese nicht alle wahr werden, so wie sie sich im Kopfkino darstellen. In der Abschlussrunde hielt ein Anwesender fest, dass das Gegenüber lesbar sein muss, sich lesen lassen will, auch in seiner Sexualität. Ein anderer Teilnehmer fand zum Bild "Tanz" das des "Spielfeldes" passender.
Es gab an diesem Abend mehrere Überlagerungen verschiedener Themen, meinte ein Anwesender und bedankte sich für die Statements des anderen, aktiven Mannes. Die Weltformel wäre nicht gefunden worden, doch sei das Thema eine gute Fortsetzung zum letzten Abend gewesen. Seine Partnerin hatte es spannend gefunden, angeregt zu werden, darüber nachzudenken, was sie alles schon erlebt hat. Dennoch hat ihr der Aspekt gefehlt, was es bedeutet, "Sub" zu sein.
Da sie das Thema ursprünglich als wenig ansprechend empfunden hatte, habe es an diesem Abend einige schöne Zusammenfassungen gegeben. Ähnlich ging es einer anderen, die mit einer großen Schubladenbefürchtung zu diesem Abend gekommen sei - eine Denkweise, die sie schon immer nicht mochte. Wenn ein Mensch sich für den anderen interessiert, könnten Dinge entstehen, die früher undenkbar schienen. Und noch eine Teilnehmerin ergänzte, dass ihre Befürchtung, dass es zu einem reinen Definitionsabend käme, ausgeblieben sei. Warum sich manche am Ausdruck "Sub" störten, schien ihrem Partner wiederum unklar.

Veranstaltungsdaten:

Datum: 24.05.2024
Uhrzeit 20:00 Uhr
Ort:
Anfahrt:

Anfahrt über B 14/B29:
Ausfahrt Fellbach-Süd, dann Richtung Kernen-Rommelshausen, nach der Ortseinfahrt (Kernen-Rommelshausen) im ersten Kreisverkehr rechts in die Waiblinger Straße einbiegen, diese macht dann einen Linkskurve, danach in die Hauptstraße rechts einbiegen (unmittelbar nach der Bäckerei), der Straße folgen, bis zum nächsten Kreisverkehr. In diesem rechts (erste Ausfahrt) Richtung "Alte Kelter, Sportanlagen, Kleingartenanlagen" in die Kelterstraße. Dieser ca. 650 m folgen, bis zum Sportplatz.

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS

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