Bei diesem Termin soll es um Bedürfnisse und Wünsche gehen. Und zwar solche, die wir gegenüber unseren Partnerinnen oder "Spielepartnerinnen" haben,
aber auch diese, die unsere Partnerinnen an uns haben. Viele kennen einerseits die Situation, "auf meine Kosten" kommen zu wollen, andererseits fordert
dies auch die Partnerin ein.
Wie gehen wir damit um, wenn das Gewünschte von der Partnerin gar nicht, nur widerwillig oder emotionslos gemacht wird?
Aber auch andersrum: Sind wir bereit, uns auf etwas einzulassen, was uns gar keine Freude bereitet, nur der Partnerin zuliebe?
OK, man kann ja schon mal ein bisschen über seine Grenzen gehen, wo aber sind diese? Welche Praktiken gehen für uns, vielleicht "gerade noch",
was geht gar nicht? Um es an einem viel diskutierten Beispiel zu verdeutlichen: Petplay kann für die eine Person die große Erfüllung sein,
die andere Person kann damit vielleicht gar nichts anfangen, wenn ihre Partnerin mit einer Hundemaske vor ihr sitzt.
Sind dann themenzentrierte Spielepartnerinnen von Nöten? Oder klappt es mit etwas Überwindung dann doch?
Dies wollen wir im Gespräch an diesem Abend etwas vertiefen.
Am 25.10.2024 trafen sich elf Interessierte um sich darüber auszutauschen wie mit den eigenen und auch den Wünschen und Bedürfnissen eines Gegenübers sinnvollerweise umgegangen werden kann. In einer ersten Runde sammelten sich schon unterschiedliche Perspektiven. Dem einen begegnet das grundsätzlich sehr selten, weil er gezielt nach einem Gegenüber sucht, mit der/mit dem die gegenseitigen Bedürfnisse harmonieren. Viele Anwesende können sich mit der groben Sortierung von Wünschen & Bedürfnissen nach "sehr gerne - manchmal - geht gar nicht" anfreunden, wollen aber offen sein und bleiben, weil auch das Beziehungsgeflecht eine große Rolle spielt. Ein Anwesender, nicht BDSM affin aber in enger Beziehung lebend mit seiner Frau, die BDSM für sich als wichtig empfindet ist gespannt, was gesprochen wird. Er kennt die innere Auseinandersetzung mit der Frage "Wie gehe ich mit den Bedürfnissen meines Gegenübers um" aus eigener Erfahrung natürlich sehr gut.
Eine aktive Hinwendung zu dieser Person, die da mit ihm Zeit verbringt, ist einem anderen Anwesenden von existenzieller Bedeutung. Er will Erlebnisse immer in Beziehung und nicht um der Technik oder der Sache willen erleben.
Ein Nächster hinterfragt die drei Kategorien "sehr gerne - manchmal - geht gar nicht" und stellt vielmehr in den Mittelpunkt, dass mehr Aspekte entscheidend für ihn sind, vor allem auch die Person und die Situation selbst. Vieles kann triggern und es ist wichtig offen zu bleiben. Das Leben bringt immer auch Veränderungen mit sich und es erscheint deshalb gut und richtig, im Austausch zu bleiben mit dem Gegenüber. In passendem Rahmen und ansprechender Atmosphäre könnten Dinge ausprobiert werden. Vielleicht interessiert ja auch das Fremde & Unbekannten und reizt gerade deshalb im erotischen Miteinander.
Sich einlassen auf die Bedürfnisse des Gegenübers erscheint in einer Beziehung ein gutes Miteinander zu fördern. Zwei Anwesende berichtet von einer Situation, bei der gegenseitige Körpererfahrung und durch großes Zutrauen eine sehr besondere emotionale Tiefe und Nähe entstanden ist. Sich auf die Wünsche des Anderen einzulassen hat Einfluss auf das eigene erotische Erleben, beschreibt eine andere Anwesende. Es ist lustvoll, wenn es für den Partner lustvoll ist, jedoch hält die Tiefe und das Lustempfinden länger an, wenn es einem selbst erstmal "näher" ist.
Eine weitere Anwesende erwartet von sich selbst, möglichst offen zu bleiben. Tolerant sein und es auch bleiben. Das liegt ihr sehr am Herzen. Nicht nur für sich selbst. Eine Grundhaltung, die es dem Gegenüber ermöglicht offen zu sagen was gedacht und gefühlt wird. Sich einfühlen, was der Wunsch bedeutet, es verstehen lernen und akzeptieren. Auch, dass Menschen in unterschiedlichem Tempo agieren, sich verändern, sich mal schneller und mal langsamer mit etwas ernsthaft und aktiv auseinandersetzen.
Mit einem eigenen Standpunkt zu Wünschen & Bedürfnissen fühlt sich ein anderer Besucher des Abends sicher. Er will nicht statisch bleiben, finden es aber unbedingt notwendig erstmal mit sich selbst im Reinen zu sein. Er hat - selbst nicht BDSM affin - schon die Erfahrung gemacht, dass im BDSM Kontext häufiger über Bedürfnisse offen gesprochen wird. Das findet er gut und beeindruckend.
In der Runde wurde darüber diskutiert, dass es nicht gut ist, wenn Entgegenkommen aufgerechnet wird. Nach dem Motto "ich habe dir, dann musst du jetzt mir".. Das kann nicht gelingen und führt dauerhaft zu einem unguten Miteinander. Teilweise kannten die Anwesenden dieses "Aufrechenmosterchen" aus der Vergangenheit und haben dieses mit einem wissenden Lächeln nun als "das ist wirklich nicht gut", zur Seite gelegt.
Aber gibt es denn nun Grenzen für die Wünsche & Bedürfnisse des Gegenübers? Wo findet sich Ablehnung? Wo erleben die Anwesenden ihre Grenzen, wo sehen sie sich selbst mit ihrem Standpunkt und ihren Erfahrungen?
Es war ein sehr persönlicher und interessanter Abend. Lange wurde gesprochen. Dabei wurde deutlich, dass es in der Runde sehr unterschiedliche Lebenswege und auch Beziehungsformen gab und gibt. Nicht alle Aspekte konnten beleuchtet werden, manche Frage blieb stehen. Wichtig erscheinen jedenfalls Offenheit und die Bereitschaft miteinander zu reden. Eine respektvolle Haltung sich selbst gegenüber und den Bedürfnissen des Anderen.
Datum: | 25.10.2024 |
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Uhrzeit | 20:00 Uhr |
Ort: | |
Anfahrt: |
Anfahrt über B 14/B29: Anfahrt mit öffentlichen Verkehrmittel siehe Homepage der VVS |
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