Werdegang
Der Gesprächskreis entstand
auf Anregung eines interessierten SMlers, nach einer Buchvorstellung von Joe
Wagners „Die Umkehrung: zwischen Sexualität, Gott und Psychologie“. Die Grundidee war, eine Möglichkeit zu schaffen, außerhalb jedes
Kneipenambientes und fernab von gespielten (SM-)Rollenklischees und Attitüden,
über sich selbst auf dem Hintergrund seiner Sexualität ins Gespräch zu
kommen, mit der Tendenz zur Öffnung zur Gesellschaft außerhalb der SM-Szene, um nicht "im eigenen Saft" zu schmoren.
Weil sich dies mit Joe
Wagners Anliegen, SM in kirchlichen Bereichen zur Sprache zu bringen deckte,
wurde beschlossen, den Gesprächskreis in kirchlichen Räumen statt finden zu
lassen. Nachdem untenstehende Konzeption erstellt worden war, wurde diese mit Unterstützung
eines Pfarrers dem örtlichen Kirchengemeinderat vorgelegt. Dieser hatte
jedoch Bedenken. Um die Diskretion der Teilnehmer zu wahren wurde uns
vorgeschlagen zur nächstgelegenen Kreisbezirksstelle der Diakonie in
Waiblingen Kontakt aufzunehmen. Dort war man vorbereitet und offen, konnte
jedoch leider unter der Woche keinen Gruppenraum anbieten. Dennoch war man bereit
am Wochenende uns einen Raum zu überlassen, der in den Wintermonaten auch extra für uns
beheizt würde.
Nachdem sich der Besuch am Samstagabend im September 02 sehr in
Grenzen hielt, wurde der Termin bis auf weiteres auf Freitagabend, und der
Ort in eine Vereinsgaststätte in Kernen-Stetten verlegt. Etwa zeitgleich
hatte sich das Angebot über Informationskanäle wie Internet, dem BDSM-Szene Magazin "Schlagzeilen""
usw. herumgesprochen, sodass im Januar 2003 die Teilnehmerzahl sprunghaft auf ca. 10 bis 14
Leute anstieg.
Bis Herbst 2010 fand dann der
Gesprächskreis „im Stammtischformat“ als Kooperationsunternehmen zwischen
Arbeitskreis SM und Christsein (http://www.sm-und-christsein.de )
und einigen Leuten die mit Kirche usw. nichts zu tun haben, aber über
BD-DS-SM Foren und Chats zu uns gestoßen sind, in Kernen Stetten statt. Dann erfolgte der Wechsel des Treffpunktes, nach Kernen-Rommelshausen. Die Wegbeschreibung findet sich jeweils unter den Einladungstexten.
Wünschenswert, oder denkbar
wäre für die Zukunft, einen kleinen, aber feinen Szene Ableger in Waiblingen
zu etablieren, mit dem kooperierenden Teilen: Gesprächskreis SundMehr und
einem Stammtisch, zum Beispiel remSMurr.
Kontakt: info@SundMehr.de
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Ursprüngliche Konzeption:
1. Zielgruppe:
Zielgruppe sind Sadomasochisten, Menschen, die sich
über ihre diesbezügliche sexuelle Neigung noch klar werden müssen, und Leute,
die das Thema interessiert, selbst wenn sie sich noch nicht zur SM Szene
zählen oder dies auch nicht wollen. Jeder, der nicht absichtlich stört, ist
willkommen.
2. Selbstverständnis:
Sexualität die mit klarem Verstand, einvernehmlich und
auf diesem Hintergrund mit Sicherheit vor körperlicher oder psychischer
Verletzung unter mündigen Partnern ausgelebt wird, kann förderlich für die
Entfaltung der Persönlichkeit oder der Beziehungen der Beteiligten sein. Dies
gilt auch für Sadomasochismus als einer von vielen möglichen Ausdrucksweisen
menschlicher Sexualität. Unter Sadomasochismus (SM) sind sexuelle Praktiken
zu verstehen, die in verschiedenster Weise mit Inszenierungen von Macht /
Ohnmacht spielen, sofern klar ist dass dies einvernehmlich, sicher und mit
klarem Menschenverstand geschieht (Safe, Sane, Consensual).
Darum wird im Gesprächskreis SM nicht unter Kriterien wie krank/gesund,
normal/abnormal oder sündig/gottgefällig eingeordnet.
Nichteinvernehmliche Gewalt oder Missbrauch, in jeder Form, hat nichts mit
Sadomasochismus zu tun!
3. Anliegen:
Jedes Bedürfnis kann destruktive Züge erhalten, wenn
Menschen sich daran gehindert sehen, es in ihr Leben zu integrieren.
Notwendig ist es darum, den wie oben definierten sexuellen Neigungen Raum im
eigenen Menschsein zu geben.
Das Anliegen des Gesprächskreises ist es, Betroffenen, die durch ihre
diesbezüglichen sexuellen Vorlieben in ihrem Selbstbild verunsichert sind, zu
einem Abbau von Ängsten gegenüber ihren eigenen Vorlieben zu verhelfen.
Darüber hinaus soll der Austausch über eigene Erfahrungen und die Entwicklung
des eigenen Selbstverständnisses gefördert werden.
Der Gesprächskreis versteht sich nicht als Spielwiese oder Kontaktbörse.
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4. Verhältnis
zur Kirche
Selbstzweifel, Verunsicherung und schlechtes Gewissen
wegen dem Erkennen sadomasochistischer Neigungen sind keine Spezialität aus
dem kirchlichen / christlichen Bereich. Dennoch wurde die Thematik hier in
besonderer Weise bisher verschwiegen. Darum sollen auch vom Thema nicht
betroffene die Möglichkeit bekommen, Vorurteile über SM abzubauen.
Auch wenn die Hinführung zum christlichen Glauben kein Ziel des
Gesprächskreises ist, möchten wir Vorurteile und Vorbehalte gegenüber der
Kirche – die beim Umgang mit Sexualität nicht unbegründet sind – zur Sprache
bringen und, wo es möglich ist, abbauen. Es ist unser Anliegen, dadurch zu
mehr gegenseitigem Verständnis beizutragen. In diesem Sinne könnte der zur
Verfügung gestellte Raum ein Signal der Offenheit auf kirchlicher Seite für
uns sein.
Kein Besucher des Gesprächskreises soll sich dabei der SM-Szene oder
traditionellen kirchlichen Vorstellungen anpassen müssen. Wichtiger als
Konventionen aus beiden Bereichen ist uns der Respekt vor den Bedürfnissen,
Gefühlen und Denkweisen des Anderen.
Vielmehr soll der Gesprächskreis eine offene Tür und Brücke zwischen beiden
Bereichen darstellen, und Informationen aus diesen zur Verfügung stellen.
5. Teilnehmer
/ Besucher
Da die meisten Teilnehmer nicht vor der Öffentlichkeit
geoutet sein werden, und dies möglicherweise auch nicht wollen, ist es
wichtig, dass Interessenten sich zunächst anmelden. Dies dient vor allem dem
Hinweis der Besucher auf die Verpflichtung zur Diskretion gegenüber der
Außenwelt, was vor allem die Namen von nichtgeouteten Teilnehmern, sowie alle
anderen Gesprächsinhalte, sowie dies gewünscht wird betrifft.
Um die Voranmeldung zu gewährleisten, soll bei öffentlichen Informationen
nicht der genaue Termin, sondern nur die Telefonnummer oder Email-Adresse
eines Ansprechpartners bekannt gegeben werden.
6. Inhalte
Wir treffen uns – außer Dezember und Juli – am letzten
Freitagabend im Monat um 20.00 Uhr.
Der Ablauf kann aus Themenabenden, rund um das Gebiet des Sadomasochismus
(Eigene Empfindungen, Informationen, Hinweise) bestehen oder aus freien
Gesprächen / Diskussionen. Daneben ist ein wichtiger Inhalt das reine Kennen
lernen und die Beratung für Einsteiger. Auch Veranstaltungen zum Dialog
zwischen SMern und nicht-SMern sollen stattfinden, jedoch aus Gründen des
Diskretionsschutzes den Teilnehmern vorangekündigt werden.
Joe Wagner / 04.12.04
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